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Anästhesist: Studium, Aufgaben & Gehalt

  • Autor: Laura Lindemann
  • Aktualisiert: 22.05.2024
  • Lesedauer: 9 Minuten
Anästhesist: Studium, Aufgaben & Gehalt

Factsheet

Empfohlener Schulabschluss: Abitur
Ausbildungsart: Weiterbildung
Ausbildungsdauer: 5 Jahre
Einstiegsgehalt: ca. 7.000 €
Arbeitsorte: Krankenhäuser, Kliniken, Arztpraxen
Arbeitszeiten: Schicht- und Bereitschaftsdienst

Was macht man als Anästhesist?

Als Anästhesist (oder Anästhesiologe) bist Du auf die Durchführung von Betäubungen und Narkosen sowie die Betreuung von Patienten vor, während und nach Operationen oder anderen medizinischen Eingriffen spezialisiert. Der Fachbereich der Anästhesiologie umfasst vier Säulen: Anästhesie, Intensivmedizin sowie Notfall- und Schmerzmedizin.

Zu Deinen Aufgaben als Anästhesistin gehören:

Präoperative Beurteilung

Vor Operationen führst Du als Anästhesist das Anamnesegespräch durch und veranlasst medizinische Untersuchungen, um den Gesundheitszustand des Patienten zu beurteilen. Unter Berücksichtigung des Gesundheitszustandes sowie der Art des Eingriffs und anderen relevanten Faktoren, bestimmst Du das geeignete Anästhesieverfahren. Du klärst den Patienten über die geplante Anästhesie und deren Risiken auf und holst die notwendige Einwilligung ein.

Durchführung der Anästhesie

Als Anästhesist bist Du logischerweise auch für die Verabreichung der Anästhetika für die Voll- oder Teilnarkose (Regionalanästhesie) zuständig. Während des Eingriffs überwachst Du die Vitalzeichen der Patientin. Dazu gehören Herzfrequenz, Blutdruck und die Sauerstoffsättigung). Wenn notwendig, passt Du die Anästhesie an. Dabei musst Du stets sicherstellen, dass der Patient während des Eingriffs schmerzfrei und stabil bleibt.

Postoperative Betreuung

Nach der Operation kommt der Patient in den Aufwachraum. Hier bist Du für die Überwachung zuständig. Es kann sein, dass dem Patienten übel oder schwindlig ist. Unerwünschte Nebenwirkungen der Anästhesie kannst Du ebenso behandeln wie postoperative Schmerzen. Nicht zuletzt stellst Du sicher, dass der Patient auf die Normalstation oder nach Hause entlassen werden kann.

Notfallmedizin

Auch in der Notfallmedizin wirst Du als Anästhesist gebraucht – entweder als mobiler Notarzt oder in der Notaufnahme beziehungsweise der Intensivstation. Du kümmerst Dich um stark verletzte oder kritisch-kranke Menschen. Zu Deinen Aufgaben gehört auch, lebenserhaltende Maßnahmen wie Intubation, Beatmung oder Kreislaufstabilisierung durchzuführen. Als Notarzt musst Du möglichst schnell sicherstellen, dass der Patient ins Krankenhaus transportiert werden kann. In der Weiterbildung lernst Du, Notfallsituationen schnell zu erkennen und entsprechend zu handeln.

Schmerztherapie

Auch die Schmerztherapie gehört als Anästhesistin zu Deinem Aufgabenbereich. Während sich akute Schmerzen von Ärzten schnell diagnostizieren und behandeln lassen, sieht es bei chronischen Schmerzen häufig anders aus. Ob Knie-, Rücken- und Hüftschmerzen oder Migräne – als Spezialist im Bereich der Schmerzmedizin kannst Du den betroffenen Patienten helfen. Beispielsweise, indem Du mit der gezielten Lokalanästhesie bestimmte Medikamente in den Schmerzbereich bringst.

Zusätzlich zu diesen Kernaufgaben kannst Du als Anästhesist auch in der Forschung, Lehre und im Management tätig sein. Anästhesisten arbeiten eng mit Chirurgen, Pflegekräften und anderen medizinischen Fachkräften zusammen, um die bestmögliche Patientenversorgung zu gewährleisten.

Wo kann ich als Anästhesist arbeiten?

In den meisten Fällen arbeitest Du als Anästhesistin in Krankenhäusern oder Kliniken. Aber auch in Arztpraxen kannst Du als Anästhesist tätig werden. In Arztpraxen profitierst Du von geregelteren Arbeitszeiten, während Du im Krankenhaus größere Fälle behandelst.

Ausbildung zum Anästhesisten

Wenn Du Anästhesist werden willst, musst Du nach Deinem Medizinstudium noch eine Facharzt-Ausbildung absolvieren. Hier steigst Du als Assistenzarzt in die 5-jährige Ausbildung zum Facharzt für Anästhesiologie ein.

Während der Ausbildung bist Du größtenteils in der Anästhesiologie tätig. Du verbringst aber auch 12 Monate in der Intensivmedizin und gegebenenfalls weitere 12 Monate in weiteren medizinischen Fachgebieten.

Am Ende der Ausbildung musst Du eine Facharztprüfung bei der zuständigen Landesärztekammer bestehen, um als staatlich anerkannter Facharzt beziehungsweise staatlich anerkannte Fachärztin für Anästhesiologie arbeiten zu dürfen.

Nach der Ausbildung hast Du außerdem die Chance, Dich im Rahmen einer Zusatzweiterbildung auf folgende Bereiche zu spezialisieren:

  • Notfallmedizin
  • Schmerzmedizin
  • Palliativmedizin
  • Intensivmedizin
  • Kinderanästhesie

Welche Voraussetzungen muss ich für die Anästhesisten-Ausbildung erfüllen?

  • Abgeschlossenes Medizinstudium & Approbation
  • Gute Deutschkenntnisse (Mindestniveau B2)
  • Stressresistenz & Durchhaltevermögen
  • Verantwortungs- und Gefahrenbewusstsein
  • Empathie

Facharzt für Anästhesiologie kannst Du erst werden, wenn Du ein Medizinstudium abgeschlossen und Deine Approbation hast. Wenn Du keine deutsche Staatsbürgerschaft hast, musst Du zusätzlich Deutschkenntnisse mit einem Mindestniveau von B2 nachweisen.

In der Ausbildung zum Anästhesisten ist es wichtig, dass Du unter Druck gut arbeiten kannst. Besonders in Notsituationen musst Du cool bleiben und Deine Arbeit zuverlässig erledigen. Gleichzeitig ist es wichtig, dass Du den Patienten mit Empathie begegnest – viele haben Angst vor operativen Eingriffen. Diese solltest Du ihnen gut nehmen können.

Wie läuft die Ausbildung zum Anästhesisten ab?

Während Deiner 5-jährigen Weiterbildung praktizierst Du im Krankenhaus als Assistenzarzt. Die Ausbildung in der Anästhesiologie ist länderrechtlich geregelt – je nach Bundesland unterscheiden sich die Lerninhalte etwas. Grundsätzlich werden Dir in der Facharzt-Ausbildung allgemeine und gebietsspezifische Inhalte vermittelt.

Die Weiterbildungsordnung für Ärztinnen und Ärzte in Hessen sieht unter anderem folgende allgemeine Inhalte vor:

  • Ethische, wissenschaftliche und rechtliche Grundlagen ärztlichen Handelns
  • Grundlagen ärztlicher Begutachtung
  • Grundlagen der Transplantationsmedizin und Organisation der Organspende
  • Ökonomische und strukturelle Aspekte des Gesundheitswesens
  • Psychosomatische Grundlagen
  • Ätiologie, Pathophysiologie und Pathogenese von Krankheiten
  • Präanalytik und labortechnisch gestützte Nachweisverfahren

Spezifische Inhalte sind:

  • Präanästhesiologische Vorbereitung
  • Postanästhetische Patientenversorgung
  • Anästhesiologische Verfahren und Techniken
  • Anästhesie bei neurochirurgischen und neurointerventionellen Eingriffen; bei Schwangeren und in der Geburtshilfe; bei Thoraxeingriffen; bei Operationen im Kopf-Hals-Bereich
  • Kardiovaskuläre Anästhesie
  • Regionalanästhesie & Anästhesie bei ambulanten Patienten
  • Intensivmedizin
  • Schmerzmedizinische Verfahren
  • Notfall- und Zwischenfallmanagement, Trauma und Verbrennungen, Rettungswesen

In der Weiterbildung geht es darum, sowohl kognitive und methodische Kenntnisse als auch Handlungskompetenzen zu erwerben.

Am Ende der Ausbildung musst Du vor der zuständigen Landesärztekammer eine Abschlussprüfung ablegen.

Anästhesist: Gehalt während der Ausbildung

Die meisten der auszubildenden Anästhesisten sind als Assistenzärzte in Kliniken angestellt. Größtenteils gelten hier die Regelungen der Tarifverträge des jeweiligen Bundeslandes – abhängig davon, ob Du in einer Universitätsklinik oder einer kommunalen Klinik angestellt bist. Auch in privaten Klinikkonzernen gibt es vereinzelt Tarifverträge.

In kirchlichen Institutionen gibt es in der Regel keine Tarifbindung. Stattdessen wird im Arbeitsvertrag auf Arbeitsvertragsrichtlinien verwiesen. Diese entsprechen keinem Tarifvertrag, haben aber im ärztlichen Bereich ein ähnliches Gehaltsniveau.

Tarifvertrag für Assistenzärzte an Universitätskliniken (seit 01.04.2024)

Entgeltgruppe 1. Jahr 2. Jahr 3. Jahr 4. Jahr 5. Jahr
Assistenzarzt 5.308,41 € 5.609,30 € 5.824,30 € 6.196,76 € 6.640,89 €

Tarifvertrag für Assistenzärzte an kommunalen Krankenhäusern (bis 30.06.2024)

Entgeltgruppe 1. Jahr 2. Jahr 3. Jahr 4. Jahr 5. Jahr
Assistenzarzt 5.288,32 € 5.588,11 € 5.802,19 € 6.173,28 € 6.615,77 €

Tarifvertrag für Assistenzärzte an Asklepios-Kliniken (bis 31.12.2024)

Entgeltgruppe 1. Jahr 2. Jahr 3. Jahr 4. Jahr 5. Jahr
Assistenzarzt 5.430 € 5.745 € 5.970 € 6.330 € 6.785 €

Tarifvertrag für Assistenzärzte an HELIOS Kliniken (bis 30.09.2024)

Entgeltgruppe 1. Jahr 2. Jahr 3. Jahr 4. Jahr 5. Jahr
Assistenzarzt 5.507,29 € 5.647,96 € 5.860,31 € 6.283,61 € 6.494,59 €

Anästhesist: Gehalt nach der Ausbildung

Mit abgeschlossener Ausbildung wirst Du vom Assistenzarzt zum Facharzt. Auch hier wirst Du üblicherweise nach den Tarifverträgen für Ärzte bezahlt. Dein Einstiegsgehalt an einer Universitätsklinik liegt bei rund 7.000 Euro brutto, an kommunalen Krankenhäusern bekommst Du circa 6.980 Euro brutto und an privaten Kliniken wie Asklepios beziehungsweise HELIOS rund 7.160 beziehungsweise 7.100 Euro brutto.

Mit zunehmender Berufserfahrung steigst Du in den Gehaltsstufen auf und bekommst entsprechend mehr Gehalt. Die Entgeltgruppe wechselst Du nur durch eine Beförderung, beispielsweise wenn Du zum Oberarzt aufsteigst. Dein Gehalt kann im Laufe Deiner Karriere auf bis zu 10.000 Euro brutto im Monat ansteigen.

Fazit: Warum soll ich Anästhesist werden?

Anästhesist zu werden bietet Dir eine Vielzahl von beruflichen und persönlichen Vorteilen. Erstens spielst du eine zentrale Rolle in der Patientenversorgung, indem du sicherstellst, dass chirurgische Eingriffe schmerzfrei und sicher durchgeführt werden können. Deine Expertise in der präoperativen Beurteilung, der Durchführung der Anästhesie und der postoperativen Betreuung ist unverzichtbar für den Erfolg der Operationen und das Wohlbefinden der Patienten.

Außerdem erwartet Dich als Anästhesistin ein breites Spektrum an Tätigkeitsbereichen. Neben der Arbeit im Operationssaal kannst du in der Schmerztherapie, Notfallmedizin und auf Intensivstationen tätig sein. Diese Vielfalt ermöglicht es dir, in verschiedenen medizinischen Feldern Erfahrungen zu sammeln und dich kontinuierlich weiterzuentwickeln.

Nicht zuletzt bietet Dir die Anästhesiologie gute Karriereperspektiven, ein hohes Gehalt und eine große Arbeitsplatzsicherheit. Da Anästhesisten in nahezu allen medizinischen Einrichtungen gebraucht werden, stehen Dir vielfältige Arbeitsmöglichkeiten offen. Insgesamt ist der Beruf des Anästhesisten nicht nur intellektuell und praktisch anspruchsvoll, sondern auch zutiefst befriedigend. Du trägst mit Deiner Arbeit täglich dazu bei, das Leben und die Gesundheit der Menschen zu verbessern.

Häufige Fragen

Ja, ein Anästhesist ist ein spezialisierter Arzt. Nach dem Medizinstudium absolviert ein Anästhesist eine mehrjährige Facharztausbildung in der Anästhesiologie. Diese Spezialisierung befähigt ihn dazu, Patienten während operativer und anderer medizinischer Eingriffe sicher zu betreuen und schmerzfrei zu halten.
Ja, ein Anästhesist hat Medizin studiert. Das Studium der Humanmedizin bildet die Grundlage, gefolgt von der Approbation als Arzt. Anschließend erfolgt die 5-jährige Facharztausbildung in der Anästhesiologie, um die spezifischen Kenntnisse und Fähigkeiten zu erwerben, die in diesem anspruchsvollen Fachgebiet erforderlich sind.
Um Anästhesist zu werden, benötigt man zunächst ein abgeschlossenes Medizinstudium und die Approbation als Arzt. Darauf folgt eine fünfjährige Facharztausbildung in der Anästhesiologie. Diese umfasst praxisorientierte Lernphasen in verschiedenen medizinischen Einrichtungen sowie theoretische Schulungen, um das umfassende Wissen und die Fähigkeiten in der Anästhesie, Intensivmedizin, Notfallmedizin und Schmerztherapie zu erwerben.
Als Anästhesist wirst Du größtenteils nach Tarifvertrag bezahlt. Je nach Berufserfahrung verdienst Du etwa 7.000 bis 9.000 Euro brutto im Monat. Das Nettogehalt hängt von Faktoren wie Bundesland, Steuerklasse und Kirchenzugehörigkeit ab. Grundsätzlich kannst Du mit einem Abzug von rund 40 % des Bruttogehalts rechnen.
Um Anästhesist zu werden, musst Du Medizin studiert haben und die Facharzt-Ausbildung absolvieren. Ohne Medizinstudium kannst Du aber die Ausbildung zum Anästhesietechnischen Assistenten machen.