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Bauingenieur: Studium, Tätigkeiten & Gehalt

  • Autor: Laura Lindemann
  • Aktualisiert: 30.07.2024
  • Lesedauer: 9 Minuten
Titelbild: Bauingenieur – Studium, Tätigkeiten und Gehalt

Factsheet

Empfohlener Schulabschluss: (Fach-)Abitur
Ausbildungsart: Studium
Ausbildungsdauer: 6-9 Semester
Einstiegsgehalt: ca. 3.900 €
Arbeitsorte: Bauunternehmen, Behörden, Forschung
Arbeitszeiten: Werktags

Was macht ein Bauingenieur?

Als Bauingenieur bist Du für die Planung, Gestaltung und Umsetzung von Bau- und Infrastrukturprojekten verantwortlich. Dabei trägst du viel Verantwortung: Schließlich musst Du gewährleisten, dass Deine Bauwerke sicher sind und für die vorgesehene Nutzung geeignet sind.

Deine Aufgaben können vielfältig sein und hängen von Deiner Spezialisierung ab. Das kann den Hoch- und Tiefbau, Verkehrswegebau, Wasser- und Umweltbau, konstruktiven Ingenieurbau, Baubetrieb und Bauwirtschaft sowie weitere Spezialisierungen umfassen.

Du entwirfst Gebäude, Brücken, Straßen und andere Infrastrukturen. Typische Tätigkeiten sind die Analyse von Baustellen, das Erstellen von Bauplänen, die Materialauswahl, Budgetierung, die Überwachung des Baufortschritts und die Gewährleistung der Einhaltung von Bauvorschriften und -standards.

Bauingenieure koordinieren oft Teams und arbeiten mit Architekten, Bauarbeitern und anderen Fachleuten zusammen, um Bauprojekte termingerecht und unter Berücksichtigung der Sicherheit und Nachhaltigkeit abzuschließen.

Welche Spezialisierungen gibt es?

Das Bauingenieurwesen setzt sich aus vielen verschiedenen Fachgebieten zusammen. Je nach Bereich unterscheiden sich Deine exakten Tätigkeiten. Mögliche Spezialisierungen sind unter anderem:

  1. Baubetrieb und -wirtschaft: Bei einem Bauprojekt gibt es viel zu überwachen. Du koordinierst alle Phasen des Bauprojekts wie zum Beispiel die Erstellung von Zeitplänen, die Ressourcenplanung und die Budgetkontrolle. Du achtest darauf, dass alle Vorschriften und Termine eingehalten werden und Mitarbeiter und Material zur Verfügung stehen. Dabei arbeitest Du eng mit Architekten, Bauunternehmern, Lieferanten und Fachleuten zusammen. Ist das Objekt fertiggestellt, bist Du für das sogenannte Facility Management zuständig und kümmerst Dich um die sinnvolle Bewirtschaftung des Baus.
  2. Verkehrswesen: Zum Verkehrswesen gehören zum Beispiel der Straßen- und Wegebau sowie die Verkehrsplanung. Als Bauingenieur bist Du zum Beispiel für die Planung und Errichtung von Straßen, Schienen, Brücken und Lichtsignalanlagen zuständig. Neben Funktionalität, Verkehrssicherheit und Wirtschaftlichkeit spielt die Nachhaltigkeit eine immer größere Rolle. Bahnstrecken und Autobahnen sollen möglichst ressourcen- und landschaftsschonend sein. Du planst beispielsweise auch, wie man Durchgangsverkehr in Orten reduzieren und so für eine höhere Wohn- und Lebensqualität der Anwohner sorgen kann.
  3. Konstruktiver Ingenieurbau: Im konstruktiven Ingenieurbau fokussierst Du Dich auf die Konstruktion und Statik jeglicher Hochbauten. Du entwirfst und planst Gebäude, Brücken, Türme oder andere Bauwerke unter Berücksichtigung von Designanforderungen, Funktionalität und Sicherheitsstandards. Wie wirken sich Belastungen (zum Beispiel durch Wetter oder Nutzung) auf die Strukturen aus? Sind die Konstruktionen tragfähig? Als Bauingenieur beachtest Du alle wichtigen Punkte, überprüfst später die Bauausführung und löst auftretende Probleme.
  4. Baustoffkunde und -prüfung: Du befasst Dich mit der Erforschung, Entwicklung und Verwendung von unterschiedlichen Baumaterialien wie zum Beispiel Holz, Beton, Stahl oder Glas.
  5. Geotechnik: In der Geotechnik liegt der Schwerpunkt auf dem Erd- und Grundbau. Du prüfst Boden und Grundwasser, um festzustellen ob die Gegebenheiten für das Bauvorhaben geeignet sind. Dabei bewertest Du potenzielle Risiken wie Hangrutschungen, Setzungen oder anderweitige Probleme und entwickelst Maßnahmen zur Risikominderung. Die Arbeit als Bauingenieur in der Geotechnik erfordert ein tiefes Verständnis der Bodenmechanik, der Hydrogeologie und anderer geotechnischer Prinzipien. Du spielst eine entscheidende Rolle bei der Sicherstellung, dass Bauprojekte auf einem stabilen und sicheren Untergrund ruhen.
  6. Wasser- und Umweltbau: Als Bauingenieur im Bereich Wasser- und Umweltbau beschäftigst Du Dich mit der Planung, Gestaltung und Umsetzung von Projekten, die mit Wasser und Umwelt in Verbindung stehen. Du kümmerst Dich zum Beispiel um Wasserversorgungswerke, Abwassersysteme und Hochwasserschutzmaßnahmen. Im Bereich der Umwelt geht es beispielsweise um die Errichtung von Brunnen und Trinkwasserzugängen.

Wo kann ich als Bauingenieur arbeiten?

Du bist als Bauingenieur sehr vielfältig einsetzbar. Je nachdem, wo Du arbeitest, erwarten Dich andere Aufgaben.
Eine Möglichkeit ist die Beschäftigung in Bauunternehmen, Ingenieur- und Vermessungsbüros oder in Architekturbüros. Hier gehören Ausschreibungen, Konstruktionen und Baupläne zu deinen Tätigkeiten.
Du kannst aber auch im öffentlichen Dienst arbeiten, also in Regierungsbehörden. Hier geht es vor allem um die Kontrolle: Werden Bauvorschriften und gesetzliche Regelungen eingehalten? Kann das Projekt eine Baugenehmigung erhalten? Auch für die Stadt- und Landschaftsabwicklung bist Du im öffentlichen Dienst zuständig.

Interessierst Du Dich für die Entwicklung neuer Baumaterialien oder -techniken, kann auch die Tätigkeit in akademischen Institutionen oder Forschungszentren interessant sein.

Bauingenieur: Studium

Um Bauingenieur zu werden, musst Du ein Studium absolvieren. Eine Spezialisierung im Masterstudium wird nach dem Bachelor-Abschluss empfohlen. Einige Positionen im Bauingenieurwesen verlangen eine Promotion – insbesondere, wenn es um Führungspositionen geht.

Ob Du Dich für ein Studium an einer Universität oder an einer Hochschule entscheidest, hängt einerseits von Deinem Schulabschluss und andererseits von Deinen Interessen beziehungsweise Deinem beruflichen Ziel ab: Das Studium an Universitäten ist sehr wissenschaftlich und theoretisch geprägt. Es bereitet Dich vor allem für umfangsreiche Planungs- und Bauaufgaben und den höheren öffentlichen Dienst vor. Demgegenüber qualifiziert Dich das Studium an einer Hochschule eher für praktische Tätigkeiten, zum Beispiel als Bauleiter.

Der klassische Weg zum Bauingenieur führt über das Bauingenieurwesen Studium. Unter Umständen kannst Du aber auch über verwandte Studiengänge wie Maschinenbau, Elektrotechnik oder Umweltingenieurwesen zum Bauingenieur werden.

Das Bachelorstudium Bauingenieurwesen geht auf alle Gebiete des Bauingenieurwesens ein. Du wirst auf die Planung, Konstruktion und Instandhaltung verschiedenster Bauwerke vorbereitet. Hierfür erhältst Du eine wissenschaftliche Ausbildung in Baustoffkunde, Bauinformatik sowie Baukonstruktion und Statik.

Folgende Inhalte können Dich im Bachelorstudium Bauingenieurwesen erwarten:

  • Ingenieurgrundlagen (Mathematik, Physik, Mechanik, Informatik)
  • Recht und Betriebswirtschaftslehre
  • Baustoffkunde und Konstruktionslehre
  • Technischer Ingenieurbau
  • Technische Mechanik
  • Werkstoffkunde
  • Bauphysik und -chemie
  • Vermessungskunde
  • Umwelt und Ökologie
  • Statik
  • Geotechnik
  • Wasserwirtschaft

Praktika bei Verwaltungen, Ingenieurbüros oder Baufirmen sind üblicherweise Teil des Studiums, um Dir einen Einblick in die Praxis zu ermöglichen.

Auch ein duales Studium ist möglich, bei dem Du studierst und parallel in einem Unternehmen arbeitest. So kannst Du das theoretische Wissen direkt in der Praxis anwenden und Berufserfahrung sammeln. Der Vorteil: Du bekommst von Anfang an ein festes Gehalt. Im Gegensatz dazu kannst Du das Studium auch als Fernstudium absolvieren. Die TU Dresden ist die einzige staatliche Universität, die das Bauingenieur-Studium als Fernstudium anbietet. Ansonsten studierst Du an privaten Akademien und musst die Kosten selbst tragen,

Nach einer Regelstudienzeit von 6 bis 9 Semestern und den bestandenen Prüfungen bekommst Du den Titel Bachelor of Engineering (B.Eng.) im Bauingenieurwesen verliehen.

Welche Voraussetzungen muss für das Bauingenieur-Studium erfüllen?

  • (Fach-)Abitur
  • Zulassungsbeschränkungen: NC, Vorpraktikum, Eignungstest (je nach Universität / Hochschule)
  • Sehr gute Noten in Mathematik
  • Gute Noten in Naturwissenschaften & Englisch
  • Technisches Verständnis
  • Analytisches Denken
  • Hohes Konzentrationsvermögen
  • Kreativität
  • Ausdauer & Geduld
  • Handwerkliches Geschick
  • Kommunikationsfähigkeit & Teamfähigkeit
  • Verantwortungs- und Gefahrenbewusstsein

Für das Bachelor-Studium solltest Du die Allgemeine Hochschulreife (Abitur) bzw. die Fachhochschulreife (Fachabitur) haben. Unter Umständen kannst Du auch mit einer vorhandenen Meisterprüfung oder einer gleichgestellten beruflichen Qualifikation das Studium beginnen.

Meistens gibt es keine Zugangsbeschränkung durch einen Numerus clausus (NC). Je nach Universität beziehungsweise Hochschule, dem Studienjahr und der Anzahl an Bewerbern kann aber ein variierender NC festgelegt werden. Die meisten der Universitäten fordern ein Vorpraktikum, das in der Regel bis zum Ende des zweiten Semesters nachgewiesen werden muss.

Grundvoraussetzung für ein erfolgreiches Bauingenieur-Studium ist, dass Du gute bis sehr gute Noten und Interesse in den naturwissenschaftlichen Fächern Mathematik, Physik, Chemie, Informatik und Englisch mitbringst. Besonders die ersten Semester sind sehr mathematisch und informatisch geprägt und äußerst anspruchsvoll.

Bauingenieur Gehalt

Als Bauingenieur kannst Du mit einem überdurchschnittlichen Gehalt rechnen. Wie hoch Dein Verdienst letztendlich ist, hängt von vielen Faktoren ab. Grundsätzlich kannst Du mit einem ähnlichen Gehalt wie Ingenieure aus anderen Fachbereichen rechnen.

Je nach Ausbildung, Schwerpunkt, Berufserfahrung, Branche, Region und Unternehmensgröße kann es zu großen Unterschieden beim Gehalt kommen. Zum Beispiel verdienst Du mit einem Masterabschluss mehr als mit einem Bachelor. Durchschnittlich wird Dein Einstiegsgehalt bei circa 3.900 Euro brutto im Monat liegen. Mit zunehmender Berufserfahrung und Verantwortung kann Dein Gehalt als Bauingenieur weiter ansteigen.

Gehaltsunterschiede in den Bundesländern

Wie schon erwähnt, hängt Dein Gehalt als Bauingenieur unter anderem auch von deinem Arbeitsort ab. Je nach Bundesland fällt der Verdienst unterschiedlich hoch aus. Durchschnittlich verdienst Du als nicht-spezialisierter Bauingenieur in Deutschland 5.507 Euro brutto im Monat. Am meisten Gehalt bekommst Du durchschnittlich in Baden-Württemberg, während Du in Mecklenburg-Vorpommern am schlechtesten bezahlt wirst. Abhängig von Deinem Schwerpunkt kann das Gehalt aber auch deutlich abweichen.

Säulendiagramm: Durchschnittliches Gehalt als Bauingenieur in den Bundesländern in Deutschland.

Quelle: Bundesagentur für Arbeit. (2023). Entgeltatlas. Entgelt für den Beruf: Ingenieur/in – Bau. https://web.arbeitsagentur.de/entgeltatlas/beruf/58576

Fazit: Warum soll ich Bauingenieur werden?

Auf dem Arbeitsmarkt bist Du als Bauingenieur sehr gefragt. Besonders im Öffentlichen Dienst stehen Deine Chancen gut, da sich viele Absolventen aufgrund des höheren Gehalts eher für die private Wirtschaft entscheiden. Du beschäftigst Dich mit der Planung, Gestaltung und Umsetzung von Bau- und Infrastrukturprojekten. Je nach Spezialisierung erwarten Dich sehr unterschiedliche, anspruchsvolle Tätigkeiten. Schon das Einstiegsgehalt ist recht hoch und kann mit Erfahrung und Verantwortung auf lange Sicht beträchtlich ansteigen.

Häufige Fragen

Ein Bauingenieur ist für die Planung, Konstruktion und Umsetzung von Bau- und Infrastrukturprojekten verantwortlich. Das Aufgabenspektrum ist vielfältig und kann viele verschiedene Bereiche umfassen. Zu den Tätigkeiten gehören Entwurf, Berechnungen, Bauleitung, Qualitätskontrolle und die Berücksichtigung ökologischer Aspekte.
Durchschnittlich verdient man als Bauingenieur in Deutschland 5.507 € brutto im Monat. Das exakte Gehalt ist von vielen Faktoren wie der Ausbildung, Spezialisierung, Arbeitsort, Unternehmensgröße und Berufserfahrung abhängig.
Als Bauingenieur benötigt man fundierte Kenntnisse in Mathematik, Physik und Ingenieurwissenschaften. Kommunikationsfähigkeiten sind wichtig, um effektiv mit Teams, Kunden und anderen Fachleuten zu arbeiten. Technisches Verständnis, Problemlösungsfähigkeiten, Teamarbeit und ein Verständnis für ökologische Aspekte sind ebenfalls entscheidend.
Die Wahl zwischen Bauingenieur und Architekt hängt von den persönlichen Interessen ab. Bauingenieure konzentrieren sich mehr auf die technische Umsetzung von Bauprojekten, während Architekten sich auf das Design und die ästhetischen Aspekte fokussieren. Beide Berufe sind jedoch in der Bauindustrie wichtig, und eine Zusammenarbeit zwischen Bauingenieuren und Architekten ist oft notwendig, um erfolgreiche Bauprojekte zu realisieren.