Was macht man als Notfallsanitäter?
Als Notfallsanitäter beziehungsweise Notfallsanitäterin erwartet Dich ein Beruf, in dem Du jeden Tag einen Unterschied machst. Du bist oft der erste Rettungsdienstler am Einsatzort, und Dein Wissen sowie Dein Handeln können über Leben und Tod entscheiden. Im Berufsalltag kommen abwechslungsreiche Aufgaben auf Dich zu.
Patientenversorgung und Erste Hilfe
In der Rolle des Notfallsanitäters übernimmst Du die Verantwortung für die Erstversorgung von Patienten in akuten Notlagen. Du kommst an den Einsatzort, verschaffst Dir schnell einen Überblick über die Situation und leitest umgehend die notwendigen Maßnahmen ein. Das bedeutet, dass Du Erste Hilfe leistest, den Patienten stabilisierst und lebenswichtige Funktionen wie Atmung und Kreislauf überwachst. Dabei gehört auch die Versorgung von Wunden oder das Verabreichen von Medikamenten zu Deinen Aufgaben.
Zusammenarbeit im Team
Du arbeitest eng mit anderen Rettungskräften zusammen, koordinierst die Erstversorgung und stellst sicher, dass alle Beteiligten auf dem gleichen Stand sind. Dabei ist gute Kommunikation entscheidend – sowohl innerhalb des Teams als auch mit dem Patienten und dessen Angehörigen. Deine Fähigkeit, unter Druck ruhig zu bleiben und klar zu kommunizieren, ist hier von großer Bedeutung.
Medizinische Technik und Dokumentation
Der Umgang mit moderner medizinischer Technik ist ein weiterer zentraler Bestandteil Deines Berufs. Du bedienst Geräte wie EKGs oder Beatmungsgeräte, die für die Überwachung und Stabilisierung des Patienten unverzichtbar sind. Nach jedem Einsatz dokumentierst Du sorgfältig alle Maßnahmen und Beobachtungen, um eine lückenlose Übergabe im Krankenhaus zu gewährleisten.
Transport und Übergabe im Krankenhaus
Sobald der Patient stabil ist, organisierst Du den sicheren Transport ins Krankenhaus. Dort übergibst Du den Patienten an das medizinische Personal und gibst eine detaillierte Zusammenfassung der getroffenen Maßnahmen und des Zustands des Patienten. Dein Wissen und Deine Beobachtungen sind dabei entscheidend für die weitere Behandlung.
Was ist der Unterschied zwischen Notfallsanitäter und Rettungssanitäter?
Die Berufe des Notfallsanitäters und des Rettungssanitäters sind zwar beide im Rettungsdienst tätig, unterscheiden sich jedoch deutlich in Ausbildung, Aufgabenbereich und Verantwortungsgrad.
Ausbildung
Die Ausbildung zum Notfallsanitäter dauert in der Regel drei Jahre und ist umfassender sowie anspruchsvoller. Sie beinhaltet etwa 4.600 Stunden Theorie und Praxis, verteilt auf schulische Ausbildung, Praktika in Krankenhäusern und Einsätze im Rettungsdienst. Der Rettungssanitäter absolviert hingegen eine deutlich kürzere Ausbildung von etwa drei bis sechs Monaten, die insgesamt rund 520 Stunden umfasst. Diese Ausbildung ist weniger tiefgehend und beinhaltet einen kürzeren praktischen Teil. Der Rettungssanitäter ist eher als Weiterbildung und Einstiegsmöglichkeit zu sehen.
Aufgaben und Verantwortungen
Ein Notfallsanitäter hat weitreichendere Befugnisse und trägt eine größere Verantwortung. Er ist befähigt, eigenständig medizinische Maßnahmen durchzuführen, die normalerweise einem Arzt vorbehalten sind, insbesondere in Notfallsituationen, wenn kein Arzt zur Verfügung steht. Dazu gehören das Verabreichen von Medikamenten, die Intubation oder die Durchführung von invasiven Maßnahmen wie das Legen von Infusionen.
Rettungssanitäter unterstützen hauptsächlich den Notfallsanitäter oder den Notarzt und übernehmen grundlegende Aufgaben wie die Erstversorgung, den Transport von Patienten und die Bedienung von Rettungsgeräten. Sie dürfen in der Regel keine invasiven Maßnahmen durchführen und haben eine unterstützende Rolle im Team.
Einsatzbereiche
Notfallsanitäter arbeiten in komplexeren und oft kritischen Einsätzen, bei denen sie schnell eigenständige Entscheidungen treffen müssen. Sie sind häufig in Rettungswagen unterwegs und leiten das Team bei der Versorgung von Patienten. Rettungssanitäter sind in erster Linie für den Transport von Patienten verantwortlich und unterstützen bei der Versorgung, insbesondere bei weniger akuten Fällen. Sie können auch als Fahrer des Rettungswagens eingesetzt werden.
Wo kann ich als Notfallsanitäter arbeiten?
Deine Hauptarbeitsfelder sind Rettungs- und Krankentransportdienste. Aber auch bei Blutspendediensten oder der Feuerwehr kannst Du als Notfallsanitäter tätig werden. Gleiches gilt für den Sanitätsdienst der Bundeswehr oder im Katastrophenhilfswerk.
Ausbildung zum Notfallsanitäter
Die Ausbildung zum Notfallsanitäter ist eine bundesweit geregelte schulische Ausbildung. Üblicherweise dauert sie in Vollzeit drei Jahre, kann aber auch Teilzeit innerhalb von fünf Jahren absolviert werden.
Gegensätzlich zu vielen anderen schulischen Ausbildungsberufen läuft die Ausbildung hier nicht nur in speziellen Berufsfachschulen ab. Sie umfasst auch praktische Einsätze im Rettungsdienst und in verschiedenen Krankenhausabteilungen, ähnlich wie Praktika.
Tatsächlich verbringen die Auszubildenden mehr als die Hälfte ihrer Zeit in der Praxis. Die Ausbildung zum Notfallsanitäter startet mit mehreren Wochen Theorieunterricht in der Schule, bevor die Azubis in einer Lehrrettungswache die Rettungskräfte unterstützen.
Die Ausbildung schließt Du mit einer staatlichen Prüfung ab, die aus einem schriftlichen, einem mündlichen und einem praktischen Teil besteht.
Welche Voraussetzungen muss ich für die Notfallsanitäter Ausbildung erfüllen?
Die Ausbildung zum Notfallsanitäter kannst Du nicht mit jedem Schulabschluss machen. Hierfür brauchst Du in der Regel mindestens die mittlere Reife oder einen Hauptschulabschluss in Verbindung mit einer mindestens zweijährigen Berufsausbildung. Für die Arbeit im Gesundheitsdienst wird des Weiteren oft gefordert:
- Ärztliches Attest über die gesundheitliche Eignung
- Führungszeugnis
- Führerschein, mindestens Klasse B
- Nachweis über Masernimpfung, gegebenenfalls auch weitere Schutzimpfungen wie Hepatitis A und B
Für eine erfolgreiche Ausbildung sind gute Noten in Chemie, Bio und Deutsch nützlich. Ein gutes Verständnis der Chemie hilft dir, die Wirkungsweise von Medikamenten, deren Zusammensetzung und mögliche Wechselwirkungen besser zu verstehen. Biologiekenntnisse sind unerlässlich, um die Funktionsweise des menschlichen Körpers zu verstehen. Themen wie Anatomie, Physiologie und Pathologie spielen eine große Rolle in Deiner Ausbildung und täglichen Arbeit als Notfallsanitäter.
Gute Deutschkenntnisse sind wichtig für die Kommunikation mit Patienten, Kollegen und anderen Einsatzkräften. Zudem musst Du in der Lage sein, präzise Einsatzberichte und Dokumentationen zu verfassen, was klare und fehlerfreie Ausdrucksweise erfordert.
Noch wichtiger als gute Noten in diesen Fächern sind jedoch folgende Soft Skills, die Du als Notfallsanitäterin mitbringen solltest:
- Verantwortungs- und Gefahrenbewusstsein
- Eigeninitiative
- Einfühlungsvermögen
- Teamfähigkeit
- Körperliche Fitness
- Psychische Belastbarkeit & Stressresistenz
- Keine Berührungsängste
Wie läuft die Ausbildung zum Notfallsanitäter ab?
Die Ausbildung zum Notfallsanitäter findet schulisch statt und wird durch viele praktische Einsätze an einer Lehrrettungswache ergänzt. Mehr als die Hälfte Deiner Ausbildungsdauer verbringst Du im praktischen Dienst.
Das Notfallsanitätergesetz und die Ausbildungs- und Prüfungsverordnung für Notfallsanitäterinnen und Notfallsanitäter (NotSan-APrV) regeln deutschlandweit die Bestimmungen für die Ausbildung und die Berufsausbildung.
Die Notfallsanitäter Ausbildung umfasst genau 4.600 Stunden, darunter
- Theorieteil (inkl. praktischer Unterricht): 920 Stunden
- Praktische Ausbildung in Lehrrettungswachen: 960 Stunden
- Praktische Ausbildung im Krankenhaus: 720 Stunden
Theorieunterricht
Im theoretischen (und praktischen) Unterricht an der Berufsschule erwarten Dich folgende Themenbereiche:
- Notfallsituationen bei Menschen aller Altersgruppen sowie Gefahrensituationen erkennen, erfassen und bewerten
- Rettungsdienstliche Maßnahmen und Maßnahmen der Gefahrenabwehr auswählen, durchführen und auswerten
- Kommunikation und Interaktion mit sowie Beratung von hilfesuchenden und hilfebedürftigen Menschen unter Berücksichtigung des jeweiligen Alters sowie soziologischer und psychologischer Aspekte
- Abläufe im Rettungsdienst strukturieren und Maßnahmen in Algorithmen und Einsatzkonzepte integrieren und anwenden
- Das Arbeiten im Rettungsdienst intern und interdisziplinär innerhalb vorhandener Strukturen organisieren
- Handeln im Rettungsdienst an Qualitätskriterien ausrichten, die an rechtlichen, wirtschaftlichen und ökologischen Rahmenbedingungen orientiert sind
- Bei der medizinischen Diagnostik und Therapie mitwirken, lebenserhaltende Maßnahmen und Maßnahmen zur Abwendung schwerer gesundheitlicher Schäden bis zum Eintreffen der Notärztin oder des Notarztes oder dem Beginn einer weiteren ärztlichen Versorgung durchführen
- Berufliches Selbstverständnis entwickeln und lernen, berufliche Anforderungen zu bewältigen
- Auf die Entwicklung des Notfallsanitäterberufs im gesellschaftlichen Kontext Einfluss nehmen
- In Gruppen und Teams zusammenarbeiten
Praxis
In der praktischen Ausbildung an Lehrrettungswachen und in Krankenhäusern geht es logischerweise darum, das Gelernte in die Tat umzusetzen.
An Lehrrettungswachen bist Du Teil eines Rettungsteams und fährst zu Einsätzen mit, bei denen Du lernst, Notfälle einzuschätzen, erste Maßnahmen zu ergreifen und Patienten zu versorgen. Du wirst in der Bedienung medizinischer Geräte geschult und sammelst Erfahrung im sicheren Patiententransport.
Im Krankenhaus durchläufst du verschiedene Abteilungen, wie die Notaufnahme und Intensivstation, wo Du medizinische Maßnahmen wie das Legen von Infusionen und die Wundversorgung praktisch übst. Dabei gewinnst du Einblicke in die Diagnostik, Therapie und die Zusammenarbeit mit Ärzten und Pflegepersonal, was Dir hilft, theoretisches Wissen anzuwenden und zu vertiefen.
Staatliche Prüfung
Die staatliche Prüfung besteht aus mehreren schriftlichen, einer praktischen und einer mündlichen Prüfung.
Der schriftliche Teil bezieht sich auf die oben genannten Themenbereiche 2, 6, 7 und 9. Insgesamt musst Du drei Klausuren schreiben, für die Du je 120 Minuten Zeit hast.
Im praktischen Teil geht es darum zu zeigen, dass Du Deine erworbenen Fähigkeiten in der beruflichen Praxis anwenden kannst. Im Rahmen der Notfallversorgung bekommst Du vier Fallbeispiele (u.a. internistischer Notfall, traumatologischer Notfall, Herzkreislaufstillstand mit Reanimation), in denen Du die anfallenden Aufgaben einer fachgerechten notfallmedizinischen Versorgung übernimmst. Jedes Fallbeispiel wird durch ein Fachgespräch ergänzt, in dem Du Dein Handeln erläutern und begründen musst.
In der mündlichen Prüfung sollst Du Deine berufliche Handlungskompetenz, bezogen auf Fach-, Sozial- und Selbstkompetenz, nachweisen. Du wirst einzeln oder zu zweit geprüft, die Prüfung dauert mindestens 30 und höchstens 45 Minuten. Themenbereiche sind 1, 3 und 7.
Notfallsanitäter: Gehalt während der Ausbildung
Wie viel Gehalt Du während Deiner Notfallsanitäter Ausbildung bekommst, hängt unter anderem davon ab, bei welcher Einrichtung Du Deine Ausbildung absolvierst.
Im öffentlichen Dienst bekommst Du Dank dem Tarifvertrag für Auszubildende im öffentlichen Dienst – Pflege (TVAöD Pflege) seit März 2024 folgendes Gehalt:
- Im 1. Ausbildungsjahr: circa 1.340 Euro brutto
- Im 2. Ausbildungsjahr: circa 1.400 Euro brutto
- Im 3. Ausbildungsjahr: circa 1.500 Euro brutto
In anderen Einrichtungen, beispielsweise der Caritas, Diakonie oder beim DRK gibt es meistens eigene Tarifverträge. Dein Gehalt kann hier höher oder niedriger ausfallen, wird aber in einem ähnlichen Bereich liegen.
Notfallsanitäter: Gehalt nach der Ausbildung
Auch nach der Ausbildung wird Dein Gehalt als Notfallsanitäter weitgehend nach Tarifverträgen bestimmt. Bekannte Tarifverträge sind neben dem TVÖD auch der TVL sowie Tarifverträge der Diakonie, Caritas, Johanniter und DRK. Dein Einstiegsgehalt wird hier etwa zwischen 3.200 und 3.600 Euro brutto liegen.
Bei privaten Arbeitgebern ohne Tarifbindung musst Du Dein Gehalt selbstständig verhandeln. Für gewöhnlich liegt es aber unter den Tarifgehältern.
Mit zunehmender Erfahrung und Verantwortung kann Dein Gehalt im Laufe Deiner Karriere noch erheblich ansteigen.
Gehaltsunterschiede in den Bundesländern
Gehaltsunterschiede machen sich auch an den Arbeitsorten bemerkbar. Durchschnittlich hat ein Notfallsanitäter 2023 in Deutschland 3.864 Euro brutto verdient. Am meisten Gehalt bekommst Du im Schnitt in Rheinland-Pfalz, am wenigsten in Berlin.
Quelle: Bundesagentur für Arbeit. (2023). Entgeltatlas – Entgelt für den Beruf: Notfallsanitäter/in. https://web.arbeitsagentur.de/entgeltatlas/beruf/122461
Durch die stetigen Anpassungen in den Tarifverträgen wird das Gehalt jedoch jährlich weiter ansteigen.
Wie kann ich mich als Notfallsanitäter weiterbilden?
Als Notfallsanitäter stehen Dir viele Weiterbildungsmöglichkeiten offen. Damit kannst Du Dein Fachwissen und Deine Fähigkeiten erweitern. Auch das steigende Gehalt kann ein gutes Argument für zusätzliche Weiterbildungen sein.
Grundsätzlich unterscheidet man in Aufstiegs- und Anpassungsfortbildungen, die unterschiedliche Zwecke verfolgen. Auch ein Studium ist eine Weiterbildungsmöglichkeit, die für Dich infrage kommen kann.
Aufstiegsfortbildung
Mit einer Aufstiegsfortbildung kannst Du beruflich vorankommen und Dich für eine Führungsposition qualifizieren. Weiterbildungsangebote sind beispielsweise:
- Praxisanleiter für Notfallsanitäter
- Betriebswirt für Management im Gesundheitswesen
- Ausbilder – Erste Hilfe
- Fachwirt – Gesundheits- und Sozialwesen
- Qualitätsbeauftragter – Gesundheits- und Sozialwesen
Anpassungsfortbildung
Anpassungsweiterbildungen dienen dazu, dass Fachwissen aktuell zu halten und an neue Entwicklungen anzupassen. Interessante Themenbereiche sind beispielsweise Notfallmedizin, Rettungsdienst, Betriebssanitätswesen, Medizinische Assistenz oder Hygiene im Gesundheitsbereich.
Studium
Wenn Du das Abitur in der Tasche oder bereits eine Weiterbildung zum Betriebs- oder Fachwirt abgeschlossen hast, kannst Du unter Umständen auch ein Studium anschließen. Geeignete Studienfächer sind zum Beispiel:
- Sanitäts- und Rettungswesen
- Rettungsingenieurwesen
- Medizinische Assistenz
- Gesundheitsmanagement, Gesundheitsökonomie
- Humanmedizin
Fazit: Warum soll ich Notfallsanitäter werden?
Wenn Du Notfallsanitäter beziehungsweise Notfallsanitäterin wirst, entscheidest Du Dich für einen anspruchsvollen und gleichzeitig lohnenden Beruf. Als Notfallsanitäter bist Du oft der Erste am Einsatzort und leistest einen direkten Beitrag dazu, Leben zu retten und Menschen in kritischen Situationen zu helfen. Dabei erlebst Du einen abwechslungsreichen Arbeitsalltag, in dem kein Tag dem anderen gleicht. Du hast die Möglichkeit, Dein medizinisches Wissen in der Praxis anzuwenden und stetig zu erweitern. Die Ausbildung bereitet Dich intensiv auf die vielfältigen Herausforderungen im Rettungsdienst vor.
Wenn Du gerne Verantwortung übernimmst, in stressigen Situationen ruhig bleibst und die Zusammenarbeit im Team schätzt, dann ist dieser Beruf genau das Richtige für Dich. Du kannst nicht nur anderen helfen, sondern findest auch in Deiner Arbeit eine tiefe persönliche Erfüllung.