Was macht ein Winzer?
Genuss verbinden viele mit einem leckeren Essen und einem passenden Glas Wein. Doch bis der Wein zum Verkauf in den Regalen steht, vergeht ein langer Prozess. Als Winzer:in oder Weingärtner:in bist Du von Anfang dabei und begleitest die Traube vom Anbau bis hin zum fertigen Produkt. Dich erwarten also viele unterschiedliche Aufgaben.
Anbau
Deine Arbeit beginnt im Weinberg. Im ersten Schritt behandelst Du den Boden, damit Du danach die Weinstöcke pflanzen kannst. Auch die Pflege gehört zu Deinen Aufgaben: Du musst die Rebstöcke regelmäßig zurückschneiden und düngen, Blätter entfernen und die Trauben vor Frost oder Schädlingen schützen. Nur wenn ideale Bedingungen herrschen, erhältst Du später einen hohen Ertrag in guter Qualität.
Einen Großteil der Arbeit erledigst Du per Hand, für manche Aufgaben greifst Du aber auch auf die Hilfe von landwirtschaftlichen Maschinen zurück.
Weinlese
Wenn die Trauben im Herbst reif sind, beginnt für Dich die anstrengendste Zeit als Winzer:in. Um eine bestmögliche Qualität des Weines sicherzustellen, werden die Trauben meist per Hand gelesen. So verhinderst Du, dass schlechte Trauben verarbeitet werden. Wichtig ist auch, dass Du als Winzer:in stets den Überblick behältst und Deine Erntehelfer organisierst und richtig einteilst.
Produktion
Nach der Weinlese folgt die eigentliche Herstellung des Weines. Auch hier bist Du als Winzer:in gefragt. Die Arbeitsschritte unterscheiden sich, je nachdem ob du Rotwein, Weißwein, Sekt oder Fruchtsäfte produzierst.
Du überwachst den Gärungsprozess und nimmst Einfluss, indem Du Zusatzstoffe hinzugibst und die Temperatur kontrollierst. Dabei prüfst Du ständig den Geschmack, die Farbe und die Konsistenz des Weines. Ein sehr kräftiger Wein muss dabei mehrere Jahre in Fässern reifen. Bist Du mit der Qualität zufrieden, geht es an das Abfüllen in Flaschen.
Verkauf
Vor dem Weinregal kann es durch die große Auswahl schnell zur Überforderung kommen. Damit sich die Kund:innen für Deinen Wein entscheiden, gehört es auch zu Deinen Aufgaben als Winzer:in, den Wein gut zu vermarkten. Du überlegst Dir ein ansprechendes Etikett, kalkulierst die Preise und führst Gespräche mit Zwischenhändlern und Endkunden.
Um Kund:innen direkt zu gewinnen, bietest Du Weinproben an und berätst, welcher Wein am besten zu welchen Gerichten passt.
Wo arbeite ich als Winzer?
Ein Großteil der Winzer:innen arbeitet selbstständig in einem Familienunternehmen. Die meiste Zeit findet man Dich als Winzer in den Weinbergen, egal bei welchem Wetter. Abseits der Kultivierung der Trauben bist Du aber auch im Weinkeller, Lagerhallen oder den Verkaufsräumen zu finden.
Solltest Du keinen eigenen Betrieb haben, kannst Du auch als Angestellte:r auf Weingütern oder in Kellereien arbeiten.
Ausbildung zum Winzer
Die Ausbildung zum:r Winzer:in ist eine landwirtschaftliche, duale Ausbildung. Das bedeutet, dass Du Theorie und Praxis gleichzeitig beigebracht bekommst. In der Berufsschule wird Dir das theoretische Wissen vermittelt, das Du praktisch direkt in Deinem Ausbildungsbetrieb anwendest. Über deine Aufgaben musst Du ein schriftliches Berichtsheft führen, das regelmäßig von Deinem:r Ausbilder:in überprüft wird.
In der Branche ist es üblich, während der Ausbildung den Ausbildungsbetrieb zu wechseln. Auf diese Weise lernst Du unterschiedliche Betriebe und ihre individuelle Arbeitsweise kennen und durchläufst den Lebenszyklus eines Weinstocks gleich mehrfach.
Normalerweise dauert die Ausbildung zum:r Winzer:in 3 Jahre. Am Ende Deines zweiten Ausbildungsjahres musst Du eine Zwischenprüfung absolvieren, die aus einer praktischen und einer schriftlichen Aufgabe besteht. Am Ende der Ausbildung musst Du noch eine Abschlussprüfung bestehen, dann darfst Du Dich staatlich geprüfte Winzer:in nennen.
Welche Voraussetzungen muss ich für die Ausbildung zum Winzer erfüllen?
- Mittlerer Schulabschluss
- Gute Noten in Biologie, Mathematik und Chemie
- Technisches Verständnis und Geschick
- Körperliche Belastbarkeit
- Sorgfältige und genaue Arbeitsweise
Theoretisch kannst Du mit jedem Schulabschluss oder sogar ohne Schulabschluss Winzer:in werden. Ein Großteil der Azubis besitzt aber das (Fach-)Abitur, weshalb wir mindestens einen mittleren Schulabschluss empfehlen.
Bestenfalls hast Du gute Noten in Biologie, Chemie und Mathematik. Die Arbeit mit Pflanzen erfordert ein gutes biologisches Grundwissen. Gleichzeitig brauchst Du chemisches Wissen, um Zusatzstoffe sowie Düng- und Pflanzenschutzmittel richtig einzusetzen. Um Mostgewicht und Anteilsberechnungen durchzuführen, brauchst Du gute Mathekenntnisse.
Wichtig sind Fähigkeiten wie handwerklich-technisches Geschick, um Computer und Maschinen richtig zu bedienen. Du musst körperlich belastbar sein, da Du viel Zeit in den Weinbergen verbringst und dort weitgehend mit der Hand arbeitest. Außerdem solltest Du genau und sorgfältig arbeiten können, um beispielsweise Hygiene- und Qualitätsstandards einzuhalten.
Wie läuft die Ausbildung zum Winzer ab?
Die duale Ausbildung kennzeichnet sich durch den ständigen Wechsel aus Theorie und Praxis. Auszubildende arbeiten von Beginn an im Betrieb und übernehmen nach und nach immer mehr Aufgaben. Gleichzeitig wird an festen Tagen in der Woche die Berufsschule besucht, um das theoretische Wissen zu erlangen.
Theorieunterricht
Der theoretische Unterricht umfasst neben allgemeinbildenden Fächern Bereiche wie Pflanzenstandorte, Pflanzenverwendung; Organisation und Kontrolle von Produktions- und Arbeitsabläufen sowie umweltbewusste Kulturführung und Kulturenpflege. Typische Fächer sind:
- Weinbautechnik
- Kellerwirtschaft
- Betriebliches Rechnen
Praxis
Im Ausbildungsbetrieb begleitest Du die Weinrebe vollständig durch den Lebenszyklus. Du lernst alles vom Anbau bis zur Abfüllung in die Flaschen. Wie schon erwähnt ist es üblich, dass Du den Ausbildungsbetrieb in der Ausbildung wechselst, um verschiedene Arbeitsweisen kennenzulernen.
Zwischenprüfung
Vor dem Ende Deines zweiten Ausbildungsjahres musst Du eine Zwischenprüfung ablegen. Sie besteht aus einem praktischen und einem schriftlichen Teil.
Praktische Prüfung: In einem Zeitraum von maximal 3 Stunden musst Du 3 Aufgaben durchführen und in jeweils einem Prüfungsgespräch erläutern. Mögliche Aufgaben sind:
- Untersuchen und Beurteilen von Most
- Behandeln von Most
- Durchführen von Arbeiten am Rebstock
- Einsatz, Verwendungszweck und Pflege von Werkzeugen und Werkstoffen
- Einsatz, Pflege und Instandhalten von Maschinen, Geräten und Betriebseinrichtungen
- Entnehmen von Bodenproben
- Erläutern eines Bodenprofils und des Bodenaufbaus
- Durchführen von Bodenbearbeitungsmaßnahmen
Ebenfalls einbezogen werden die Thematiken Arbeitsschutz und Arbeitssicherheit, Natur- und Umweltschutz, rationelle Energie- und Materialverwendung sowie die Techniken und Organisation der betrieblichen Arbeit und Produktion.
Schriftliche Prüfung: In der schriftlichen Prüfung musst Du im Zeitraum von 90 Minuten Aufgaben aus folgenden Bereichen bearbeiten:
- Aufbau und Organisation des Ausbildungsbetriebes
- Berufsbildung
- Natur- und Umweltschutz; rationelle Energie- und Materialverwendung
- Bearbeiten und Pflegen des Bodens; Erhalten einer nachhaltigen Bodenfruchtbarkeit
- Qualitätsorientiertes und umweltschonendes Pflanzen, Pflegen und Nutzen von Reben
- Qualitätsorientiertes und umweltschonendes Bereiten von Wein
Abschlussprüfung
Die abschließende Prüfung besteht ebenfalls aus einer praktischen und einer schriftlichen Prüfung. Die Inhalte werden von der Verordnung über die Berufsausbildung zum Winzer/zur Winzerin (WinzerAusbV) bestimmt.
Praktische Abschlussprüfung
In der praktischen Prüfung sollst Du nachweisen, dass Du betriebliche Zusammenhänge verstehst und die erworbenen Fähigkeiten und Kenntnisse praxisbezogen anwenden und übertragen kannst.
In insgesamt höchstens 7 Stunden musst Du je eine Aufgabe aus den Bereichen Traubenproduktion, Kellerwirtschaft und Vermarktung betrieblicher Erzeugnisse bearbeiten und erläutern.
Wie auch bei der Zwischenprüfung sind Arbeitsschutz und Arbeitssicherheit, Natur- und Umweltschutz, rationelle Energie- und Materialverwendung sowie die Techniken und Organisation der betrieblichen Arbeit und Produktion einzubeziehen.
Folgende Aufgaben kommen für die praktische Prüfung in Frage:
- in der Traubenproduktion:
- Bearbeiten und Pflegen des Bodens,
- qualitätsorientiertes und umweltschonendes Pflanzen, Pflegen und Nutzen von Reben;
- in der Kellerwirtschaft:
- Durchführen oenologischer Verfahren,
- Behandeln und Ausbauen von Wein,
- Durchführen von Maßnahmen der Qualitätssicherung,
- Abfüllen von Wein;
- in der Vermarktung betrieblicher Erzeugnisse:
- Ausstatten und Verpacken,
- sensorisches Bewerten von Wein,
- Beraten von Kunden und verkaufsförderndes Präsentieren von Waren.
Schriftliche Abschlussprüfung
Die schriftliche Prüfung wird in den Fächern Traubenproduktion, Kellerwirtschaft sowie Wirtschafts- und Sozialkunde durchgeführt. Dabei kommen Fragen und Aufgaben aus folgenden Gebieten in Betracht:
- im Prüfungsfach Traubenproduktion:
- Bearbeiten und Pflegen des Bodens, Pflegen und Nutzen von Reben, Ermitteln und Bewerten von Leistungen und Kosten unter Einbeziehung von Natur- und Umweltschutz, rationelle Energie- und Materialverwendung sowie von Techniken und Organisation der betrieblichen Arbeit und Produktion;
- im Prüfungsfach Kellerwirtschaft:
- oenologische Verfahren, qualitätsorientiertes und umweltschonendes Bereiten von Wein, Grundlagen des Herstellens sonstiger Erzeugnisse aus Trauben und Wein, Ermitteln und Bewerten von Leistungen und Kosten unter Einbeziehung von rationeller Energie- und Materialverwendung sowie von Techniken und Organisation der betrieblichen Arbeit und Produktion;
- im Prüfungsfach Wirtschafts- und Sozialkunde:
- allgemeine wirtschaftliche und gesellschaftliche Zusammenhänge der Berufs- und Arbeitswelt.
Winzer: Gehalt während der Ausbildung
Dein genaues Gehalt wird in Deinem Ausbildungsvertrag festgehalten und fällt individuell unterschiedlich aus. Der 2020 eingeführte Mindestlohn sichert Dir zum Ausbildungsbeginn aber einen Mindestlohn von 649 Euro brutto. Da Du im Laufe Deiner Ausbildung zum:r Winzer:in auch mehr Verantwortung übernimmst, steigt auch Dein Gehalt entsprechend an.
Grob kannst Du während der Ausbildung laut Bundesinstitut für Berufsbildung folgendes Gehalt erwarten:
- im 1. Ausbildungsjahr: circa 926 Euro brutto
- im 2. Ausbildungsjahr: circa 989 Euro brutto
- im 3. Ausbildungsjahr: circa 1.051 Euro brutto
Winzer: Gehalt nach der Ausbildung
Im Berufsleben richtet sich Dein Gehalt als Winzer:in nach unterschiedlichen Faktoren. So wirken sich die Branche, der Arbeitsort und Deine Berufserfahrung auf das Gehalt aus. Einige Betriebe sind tariflich gebunden. Dann gilt für Dich der Tarifvertrag für die Land- und Forstwirtschaft. Grundsätzlich kannst Du mit einem Einstiegsgehalt von ca. 2.200 € brutto rechnen.
Gehaltsunterschiede entstehen nicht nur aufgrund einer Tarifbindung oder der Wirtschaftlichkeit Deines Betriebs. Auch der Wohnort wirkt sich auf das Gehalt aus. Durchschnittlich verdient ein:e Winzer:in in Deutschland 2.510 € brutto.
Gehalt Winzer: Tarifvertrag Land- und Forstwirtschaft
Die meisten Betriebe orientieren sich bei der Vergütung am Tarifvertrag der Land- und Forstwirtschaft. Dein genaues Gehalt als Winzer:in richtet sich nach deiner tariflichen Vergütungsgruppe.
Nach der Ausbildung wirst Du als ausgelernte:r Winzer:in vermutlich in die unterste Gruppe für Angestellte mit abgeschlossener Berufsausbildung eingeordnet. Das entspricht der Lohngruppe 3 (Ecklohn). Übernimmst Du mehr Aufgaben, kannst Du in der Lohngruppe aufsteigen. Als Winzermeister wirst Du in die Lohngruppe 5 einsortiert, die Dir ein deutlich höheres Gehalt einbringt.
Gehaltsgruppe | Lohn seit 01.01.2024 |
1 | 2.325,09 € |
2 | 2.615,72 € |
3 (Eckgehalt) | 2.906,36 € |
4 | 3.342,32 € |
5 | freie Vereinbarung |
Quelle: Eigene Berechnungen (nach https://www.landundforst.de/landwirtschaft/betrieb/tarif-empfehlung-so-steigen-loehne-landwirtschaft-570498)
Gehalt in den Bundesländern
Trotz des geltenden Tarifvertrages für Land- und Forstwirtschaft kann es zu regionalen Unterschieden kommen. Für gewöhnlich verdienst Du auch heute im Osten noch weniger als im Westen. Durchschnittlich verdient ein:e Winzer:in in Deutschland 3.764 Euro brutto. Am höchsten ist der Verdienst in Baden-Württemberg, am wenigsten verdienst Du durchschnittlich in Mecklenburg-Vorpommern. Die Unterschiede zwischen den meisten Bundesländern sind aber eher gering.
Quelle: GEHALT.de. (2024). https://www.gehalt.de/beruf/winzer
Wie kann ich mich als Winzer weiterbilden?
Als Winzer:in hast Du mehrere Möglichkeiten, Dich weiterzubilden. Möchtest Du Dein Wissen aktuell halten, ist eine Anpassungsfortbildung gut geeignet. Geht es Dir darum, Karriere zu machen und mehr Geld zu verdienen, empfehlen sich ein eine Aufstiegsfortbildung oder ein Studium.
Anpassungsfortbildung
Anpassungsfortbildungen sorgen dafür, dass Du über aktuelle Entwicklungen bestens informiert bist. So lernst Du zum Beispiel Veränderungen in den Bereichen Weinbau, Pflanzenschutz oder Weinseminare kennen. Diese Fortbildungen helfen dabei, bei aktuellen Trends stets informiert zu sein.
Aufstiegsfortbildung
Mit einer Aufstiegsfortbildung kannst Du die Karriereleiter nach oben klettern. Typische Aufstiegsfortbildungen nach der Ausbildung zum:r Winzer:in sind:
- Winzermeister
- Weinküfermeister
- Techniker – Weinbau und Kellerwirtschaft
Studium
Sofern Du über das (Fach-)Abitur verfügst, kannst Du Deiner Ausbildung auch ein Studium anschließen. Dann kannst Du beispielsweise in der forstwirtschaftlichen Beratung oder im Management der Land- und Forstwirtschaft arbeiten.
Passende Studiengänge sind zum Beispiel:
- Weinbau und Önologie
- International Wine Business
- Wein-Technologie-Management
- Weinmarketing und Management
Fazit: Warum sollte ich Winzer werden?
Wer sich für Wein interessiert, gerne in der Natur arbeitet und sich vor chemischen und mathematischen Themen nicht scheut, ist in der Ausbildung zum:r Winzer:in womöglich richtig! Der Beruf des Winzers besteht aus sehr vielfältigen Aufgaben rund um die Themen Weinanbau, Wirtschaft und Marketing. Der Beruf gehört zwar nicht zu den am besten bezahltesten, durch eine Weiterbildung zum Meister oder ein Studium lässt sich Dein Gehalt aber erheblich ausbessern.