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Mobbing am Arbeitsplatz – was Du tun kannst

  • Autor: Laura Lindemann
  • Aktualisiert: 22.01.2024
  • Lesedauer: 11 Minuten
Titelbild: Mobbing am Arbeitsplatz – was Du dagegen tun kannst

Wir alle streben nach einem Arbeitsumfeld, in dem Zusammenarbeit und Respekt im Mittelpunkt stehen. Ein Stichwort ist hier die psychologische Sicherheit. Leider erleben viele von uns auch Situationen, in denen genau das Gegenteil der Fall ist: Etwa 50 % der Arbeitnehmer haben schon einmal Mobbing am Arbeitsplatz erlebt.

Dabei ist Mobbing am Arbeitsplatz nicht nur eine persönliche Belastung, sondern kann auch erhebliche Auswirkungen auf die berufliche Entwicklung haben. In diesem Artikel möchten wir uns dem Thema Mobbing am Arbeitsplatz widmen, die verschiedenen Anzeichen und Ursachen beleuchten und Lösungsansätze aufzeigen. Wenn du Dich in dieser Situation befindest oder einfach mehr über dieses Thema erfahren möchtest, bist Du hier richtig.

Definition: Was fällt alles unter Mobbing am Arbeitsplatz?

Der Begriff Mobbing umfasst unterschiedliche Formen von wiederholtem, absichtlichen und schädlichem Verhalten gegenüber einer Person am Arbeitsplatz oder in anderen sozialen Kontexten. Bei Mobbing handelt es sich um eine systematische Misshandlung durch Vorgesetzte oder gleichgestellte Kollegen. Die betroffene Person wird wiederholt und über einen längeren Zeitraum hinweg schikaniert, ausgegrenzt oder schädlichen Handlungen ausgesetzt. Systematisches Mobbing kann sogar Straftatbestände erfüllen.

Folgen des Mobbings sind häufig ein hoher Leidensdruck, physische oder psychische Erkrankungen sowie nachlassende Arbeitsleistung.

Formen von Mobbing können sein:

  1. Verbale Angriffe: Ständige (unberechtigte) Kritik, Beleidigungen, abwertende Kommentare
  2. Soziale Ausgrenzung: Ignorieren, Isolieren oder gezieltes Ausgrenzen einer Person
  3. Psychologische Belästigung: Erniedrigung, gezielte Demütigung, Manipulation oder Verbreitung von Gerüchten
  4. Körperliche Übergriffe: Physische Angriffe oder Bedrohungen
  5. Berufliche Benachteiligung: Entzug von Aufgaben oder gezielte Versuche, die berufliche Position zu untergraben; Sabotage der Arbeit, Anordnung von sinnlosen oder kränkenden Tätigkeiten

3 Beispiele für Mobbing am Arbeitsplatz

Beispiel 1:

Anna arbeitet seit zwei Jahren in einem mittelständischen Unternehmen. Anfangs lief alles gut, bis ein neuer Vorgesetzter, Herr Müller, die Abteilung übernahm. Anna hatte das Gefühl, dass sich die Atmosphäre im Team sofort veränderte. Statt einer kooperativen Umgebung wurde die Arbeit plötzlich von Spannungen und einem unangenehmen Klima dominiert.

Herr Müller zeigte von Anfang an ein ungewöhnlich starkes Interesse an Annas Arbeit. Anfangs schien es noch, als ob er einfach nur ein genaues Auge auf die Ergebnisse haben wollte. Doch bald bemerkte Anna, dass es mehr war. Sie wurde in Meetings wiederholt vor versammelter Mannschaft kritisiert, selbst für kleine Fehler oder Dinge, die außerhalb ihres Verantwortungsbereichs lagen.

Zusätzlich dazu begann Herr Müller, Anna regelmäßig Überstunden aufzuerlegen, die nicht in ihrer ursprünglichen Jobbeschreibung standen. Diese Aufgaben waren oft undankbar und zeitaufwendig. Gleichzeitig wurde Anna bei der Vergabe von Projekten immer häufiger übergangen, obwohl sie zuvor gute Leistungen erbracht hatte.

Die Handlungen von Herrn Müller hatten nicht nur Auswirkungen auf Annas berufliche Leistung, sondern auch auf ihre emotionale Gesundheit. Sie fühlte sich isoliert und hatte Schwierigkeiten, sich auf die Arbeit zu konzentrieren. In Besprechungen vermied sie es, ihre Meinung zu äußern, aus Angst vor weiteren Angriffen.

Beispiel 2:

In einem großen Marketingunternehmen trifft Neuling Max auf eine toxische Arbeitsumgebung. Sein Kollege Tim, der bereits seit Jahren im Team ist, fängt an, subtil abwertende Bemerkungen über Max‘ Ideen zu machen. Bei Teammeetings ignoriert ihn Tim und macht seine Arbeit absichtlich zunichte. Bald schließen sich andere Kollegen an, um „mitzuspielen“. Max fühlt sich isoliert und verunsichert, vermeidet soziale Interaktionen und leidet unter Schlafstörungen. Das Mobbing wirkt sich nicht nur auf seine berufliche Leistung aus, sondern beeinträchtigt auch seine mentale Gesundheit.

Beispiel 3:

In einem kleinen Technologieunternehmen erlebte Lara, eine talentierte Softwareentwicklerin, Gaslighting durch ihren Vorgesetzten, Herr Schröder. Im Zuge eines Projekts präsentierte Lara eine innovative Idee, doch Herr Müller behauptete, dass diese bereits von einem anderen Teammitglied stammte. Verwirrt und verunsichert begann Lara, an ihrem Gedächtnis zu zweifeln. Herr Schröder verstärkte diese Manipulation, indem er subtil Andeutungen machte, dass Lara öfter vergesslich sei und ihre Beiträge möglicherweise überbewerte. Die Atmosphäre am Arbeitsplatz wurde für Lara zunehmend toxisch, während Herr Schröder weiterhin ihre Leistungen kleinredete und Ideen anzweifelte.

Warum ist das Thema Mobbing so relevant?

Wie eingangs schon erwähnt ist Mobbing am Arbeitsplatz kein Einzelphänomen. Einer Studie zufolge wurden 29 % der Arbeitnehmer selbst schon einmal gemobbt, 17 % haben Mobbing bei Vorgesetzten oder Kollegen erlebt. Dabei fand Mobbing am häufigsten in direkter sozialer Interaktion statt:

Statistik: Mobbing am Arbeitsplatz. Fast 50 % der Befragten waren (indirekt) schon davon betroffen. Am meisten wird in direkter sozialer Interaktion gemobbt.

Auffällig: In 75 % der Fälle waren die Mobber die eigenen (gleichgestellten) Arbeitskollegen. Etwa 54 % nannten ihre Vorgesetzten als Verursacher. In nur 9 % der Fälle waren Untergebene diejenigen, von denen das Mobbing ausgegangen war. Quelle: Statista (2024).

Mobbing am Arbeitsplatz beeinträchtigt nicht nur das Wohlbefinden der Betroffenen, sondern hat auch erhebliche Auswirkungen auf die Arbeitsumgebung und Produktivität. Die Häufigkeit macht es zu einer drängenden Herausforderung in vielen Arbeitskontexten.

Was sind Ursachen von Mobbing?

Mobbing kann entstehen, wenn Menschen auf engstem Raum eine gezwungene Gemeinschaft bilden (wie es zum Beispiel in einem Büro der Fall ist). In einem gesunden Arbeitsumfeld stehen Teamarbeit sowie gemeinsame Ziele und Erfolge im Vordergrund. Es kann aber auch schnell zu Konflikten, Konkurrenzdenken oder Ungleichgewichten in Machtverhältnissen kommen.

In den meisten Fällen geht Mobbing auf ein geringes Selbstwertgefühl zurück. Mobber versuchen sich selbst höher zu stellen, indem sie eine andere Person schlecht machen und so das eigene Ego stärken.

Ursachen von Mobbing können sein:

  • Machtdynamiken
  • Konkurrenz und Neid
  • Persönliche Konflikte
  • Fehlende Führung
  • Mängel in der Kommunikations- und Informationsstruktur
  • Monotonie
  • Stress

Mobbing beruht oft auf einer Kombination verschiedener Faktoren und ist meistens nicht auf die individuellen Eigenschaften des Opfers zurückzuführen.

Welche Folgen hat Mobbing am Arbeitsplatz?

Regelmäßige, feindselige Attacken sorgen bei den Betroffenen für negative Gefühle und starke Verunsicherungen. Im schlimmsten Fall kann Mobbing krank machen: Beschwerden reichen von Nervosität bis hin zu Angstzuständen und Depressionen.

Folgen von Mobbing laut Mobbingreport:

  1. Demotivation (71,9 %)
  2. Starkes Misstrauen (67,9 %)
  3. Nervosität (60,9 %)
  4. Verunsicherung (60 %)
  5. Sozialer Rückzug (58,9 %)
  6. Ohnmachtsgefühle (57,7 %)
  7. Innere Kündigung (57,3 %)
  8. Leistungs- und Denkblockaden (57 %)
  9. Zweifel an den eigenen Fähigkeiten (54,3 %)
  10. Angstzustände (53,2 %)
  11. Konzentrationsschwäche (51,5 %)
  12. Gereiztheit / Aggressionen (41,2 %)
  13. Fehleranfälligkeit (33,5 %)
  14. Schuldgefühle (25 %)

Neben den persönlichen Folgen hat Mobbing am Arbeitsplatz auch Auswirkungen auf das Unternehmen. Dauermobbing kann für ernste Erkrankungen sorgen. Das wiederum bewirkt, dass Kollegen im Falle einer (längeren) Krankschreibung mit einer Mehrbelastung umgehen müssen. Dadurch kann es zu einer schlechten Stimmung sowie wachsende Unzufriedenheit im Team kommen. Weitere Folgen für das Unternehmen sind höhere Kosten im Falle einer Kündigung, ein möglicher Imageschaden und der Vertrauensverlust durch andere Mitarbeiter.

Wie verhält man sich bei Mobbing am Arbeitsplatz?

Viele Betroffene schweigen das Problem lange tot, anstatt dagegen vorzugehen. Kein Wunder, da man in gewisser Weise vom Arbeitsplatz abhängig ist und das Risiko einer Konfrontation mit einem Vorgesetzten oder Kollegen recht hoch ist. Auch der Druck macht es schwierig, den richtigen Umgang mit der Situation zu pflegen. Wichtig ist, dass Du die Schuld als Betroffener auf keinen Fall bei Dir selbst suchst!

Maßnahmen sind zum Beispiel:

  1. Offenen Dialog suchen: Manchmal sind sich die Kollegen gar nicht bewusst, wie verletzend ihr Verhalten ist. Offene Konfliktlösungsgespräche können helfen, Missverständnisse aus dem Weg zu räumen oder die Situation zu entschärfen.
  2. Unterstützung suchen: Egal, ob Personal- oder Betriebsrat oder Dein Vorgesetzter: Besonders, wenn der Austausch mit den Mobbenden keine Besserung bewirkt, solltest Du andere Parteien mit einbeziehen. In vielen Unternehmen gibt es spezielle Ansprechpartner für Konflikte und Mobbing, die Dir in einem solchen Fall zur Seite stehen. Auch der Austausch mit Familie, Freunden oder Vertrauenspersonen im Unternehmen kann Dir emotional helfen.
  3. Mobbing-Tagebuch führen: Problematisch ist, dass Du als Gemobbter die Vorfälle beweisen musst, wenn du zum Beispiel gerichtlich Schadensersatz oder Schmerzensgeld forderst. Um nachzuweisen, dass ein systematisches diskriminierendes Verhalten vorliegt und dieses schwere Folgen für Dich hat, ist ein Mobbing-Tagebuch ratsam. In diesem solltest Du die Vorfälle möglichst genau dokumentieren: Was ist wann vorgefallen? Wer hat gehandelt und wie waren die äußeren Umstände? Was war der Zweck des Angriffs? Wie hast Du Dich dabei gefühlt und reagiert? Gibt es Zeugen? Je genauer die Angaben, desto besser.
  4. Rechtliche Schritte prüfen: Erwäge rechtliche Schritte, wenn die Belästigung anhält und keine internen Maßnahmen zu einer Lösung führen. Wende Dich hierzu an einen Anwalt.
  5. Selbstschutz und Selbstführsorge: Achte auf Deine eigene mentale und physische Gesundheit. Scheue Dich nicht davor, professionelle Hilfe in Form eines Therapeuten oder eines Coaches zu suchen, um den Umgang mit den Belastungen zu erlernen.

Kann ich mich bei Mobbing krankschreiben lassen?

Ja, eine Krankschreibung bei Mobbing am Arbeitsplatz ist möglich. Langfristig kann Mobbing negative Folgen für die psychische oder körperliche Gesundheit haben.

Spätestens, wenn es durch das Mobbing zu solchen Beschwerden kommt, solltest Du Deinen Hausarzt aufsuchen und Dich krankschreiben lassen. Bis zu einer Dauer von sechs Wochen bekommst Du Dein Gehalt weiter ausgezahlt.

Eine Krankschreibung bei Mobbing am Arbeitsplatz ist eine vorübergehende Lösung, sollte aber nicht zu einer Dauerlösung werden.

Ist Mobbing am Arbeitsplatz strafbar?

Das Problem bei Mobbing am Arbeitsplatz: Es gibt weder eine allgemeingültige Definition noch eine einheitliche Rechtslage. In vielen EU-Ländern, darunter auch Deutschland, gibt es kein eindeutiges Gesetz, das Mobbing am Arbeitsplatz regelt. Als solches ist Mobbing am Arbeitsplatz also nicht strafbar. Das heißt aber nicht, dass es keine Gesetze gibt, die bei Mobbing unter bestimmten Umständen greifen.

Dein Arbeitgeber hat eine Fürsorgepflicht (§ 241 BGB). Diese verpflichtet den Arbeitgeber dazu, sich um das Wohl der Arbeitnehmer zu kümmern und deren Rechte und Interessen zu schützen. Bezogen auf Mobbing am Arbeitsplatz heißt das, dass Dein Arbeitgeber die Verantwortung hat, Mobbing zu verhindern oder zu stoppen und den betroffenen Arbeitnehmer zu schützen.

Zusätzlich besagt das Allgemeine Gleichstellungsgesetz (AGG), dass Mobbing oder Benachteiligung aus Gründen der Rasse oder wegen der ethnischen Herkunft, des Geschlechts, der Religion oder Weltanschauung, einer Behinderung, des Alters oder der sexuellen Identität unzulässig ist. Darauf kannst Du Dich berufen, wenn Du aus den genannten Gründen gemobbt oder benachteiligt wirst.

In einigen Fällen kannst Du strafrechtlich gegen die Täter vorgehen – wenn diese einen oder mehrere Straftatbestände erfüllen. Dazu zählen zum Beispiel:

  1. Körperverletzung oder Bedrohung,
  2. Beleidigung oder Verleumdung,
  3. Nötigung oder Erpressung,
  4. Verletzung der Privatsphäre,
  5. Belästigung

Fazit – Mobbing am Arbeitsplatz ist ein ernstes Thema

In der heutigen Arbeitswelt, die von Zusammenarbeit und Respekt geprägt sein sollte, ist es von entscheidender Bedeutung, Mobbing am Arbeitsplatz ernst zu nehmen und aktiv dagegen vorzugehen. Niemand sollte sich in seiner beruflichen Entwicklung eingeschränkt oder in seiner Persönlichkeit verletzt fühlen. Tatsächlich sind mehr Leute von Mobbing am Arbeitsplatz betroffen, als viele vermuten.

Dabei kann die Benachteiligung von Kollegen oder von Vorgesetzten ausgehen. Wer von Mobbing betroffen ist, sollte sich nicht scheuen, den Konflikt anzusprechen und für seine Rechte einstehen – ansonsten kann es zu ernsten physischen oder psychischen Krankheiten kommen. Möglichkeiten sind der Betriebsrat, ein rechtliches Vorgehen oder auch der Austausch mit Vertrauenspersonen.

Unsere Community steht zusammen gegen Mobbing und für eine positive Arbeitskultur.

Häufige Fragen

Unter Mobbing am Arbeitsplatz fallen verschiedene schädliche Verhaltensweisen. Darunter verbale oder schriftliche Angriffe, Ausgrenzung, Verbreitung von Gerüchten, Erpressung, Diskriminierung, Belästigung oder physische Gewalt. Es kann auch subtilere Formen annehmen, wie ständige Kritik, unfaire Arbeitsverteilung oder das Übergehen bei Beförderungen. Mobbing kann am Arbeitsplatz von Kollegen oder Vorgesetzten ausgehen.
Mobbing auf der Arbeit beginnt, wenn wiederholte negative Verhaltensweisen oder Handlungen einen Mitarbeiter psychologisch, physisch oder beruflich schädigen. Es ist nicht auf einzelne Vorfälle beschränkt, sondern kennzeichnet ein wiederholtes, schädliches Muster, das die Arbeitsumgebung beeinträchtigt und die Betroffenen in ihrer Leistungsfähigkeit beeinträchtigt.
Auch sexuelle Belästigung fällt unter Mobbing am Arbeitsplatz. Darüber hinaus ist es aber auch eine Straftat, die im Falle einer Anzeige mit einer Geld- oder Freiheitsstrafe geahndet werden kann.