Die Inflation ist aktuell in aller Munde. Das Geld verliert an Wert und gleichzeitig steigen die Preise für Energie, Lebensmittel und Konsumgüter. Inflation bedeutet nicht, dass Butter oder andere Waren (kurzfristig) teurer werden. Inflation bedeutet, dass sich der Durchschnittspreis in vielen Bereichen anhaltend erhöht.
Im April 2023 war die Inflation mit über 7 % (Stand April 2023) so hoch wie lange nicht. Gründe waren zum Beispiel die Nachwirkungen der hohen Corona-Rettungspakete, dem Ukraine-Krieg und der damit verbundene Energie-Knappheit durch die Sanktionen gegen Russland und das Abschalten der Atomkraftwerke in Deutschland. Auch Lieferengpässe tragen zu den Preiserhöhungen bei.
Auch wenn sich die Lage wieder verbessert, ist die Inflation nach wie vor hoch. Das führt dazu, dass Du Dir bei gleichem Gehalt immer weniger leisten kannst – denn die Kaufkraft sinkt. Das wiederum führt zu weiteren Preissteigerungen, da die Unternehmen ihr Umsatzniveau halten möchten, auch wenn sie weniger verkaufen. Es entsteht ein Teufelskreis.
Eine Gehaltserhöhung wegen der Inflation ist eine gute Möglichkeit, um Deine Kaufkraft wieder zu steigern. In den nächsten Abschnitten erfährst Du, wie Du erfolgreich verhandelst und welche Alternativen Dir für mehr Gehalt zur Verfügung stehen.
Wie oft sollten Gehaltserhöhungen wegen der Inflation erfolgen?
Ein gewisser Grad an Inflation herrscht immer und diese ist auch gewollt. Denn dadurch fluoriert die Wirtschaft. Bevor es zur aktuell hohen Inflation kam, erzielten Unternehmen immer höhere Gewinne – und erhöhten damit die Gehälter ihrer Mitarbeitenden. Das wiederum führt zu höherem Konsum und zu mehr Wirtschaftswachstum.
Ist die Inflation niedrig, erhöht sich der Lohn bei den meisten etwa alle ein bis zwei Jahre.
In einer Befragung 2016 gaben über ein Drittel der Befragten an, einmal jährlich nach einer Gehaltserhöhung zu fragen. Knapp 22 % fragten jedes zweite Jahr. Nach diesem Durchschnitt kannst Du Dich jetzt bei der hohen Inflation orientieren.
In einigen Tarifverträgen ist eine regelmäßige Gehaltserhöhung nach Berufserfahrung oder Betriebszugehörigkeit geregelt.
Solche regelmäßigen Gehaltserhöhungen ermöglichen es Dir, Schwankungen der Inflationsrate zeitnah auszugleichen.
Quelle: Statista. (2017). Jeder Fünfte verhandelt nie über das Gehalt. Abgerufen am 15. Juni 2023, von https://de.statista.com/infografik/10763/jeder-fuenfte-verhandelt-nie-ueber-das-gehalt/
Gibt es eine gesetzliche Verpflichtung zur Gehaltserhöhung aufgrund der Inflation?
Es gibt leider keine Pflicht für Arbeitgeber, den Lohn aufgrund der Inflation zu erhöhen. Da die Inflation in den letzten Monaten stark angestiegen ist, gibt es ein neues Gesetz, um Arbeitnehmer zu entlasten: das Inflationsausgleichsgesetz. Dein Arbeitgeber kann Dir eine Inflationsausgleichsprämie in Höhe von bis zu 3.000 Euro auszahlen, die von Steuern und Sozialabgaben befreit ist. Die Überweisung kann bis zum 24.12.2024 erfolgen – als Einmalzahlung oder in mehreren Teilbeträgen. Doch auch diese Prämie ist nicht verpflichtend, sondern eine freiwillige Leistung.
Gleichzeitig steigt durch das Inflationsausgleichsgesetz der Grundfreibetrag für die Einkommenssteuer sowie der Kinderfreibetrag. Das erhöht Dein Gehalt aufgrund der Inflation indirekt, weil Du mehr netto vom brutto erhältst.
Aktuell besteht eine Diskussion um eine weitere Erhöhung des Mindestlohns auf 14 Euro, welche die Inflation ausgleichen soll. Bereits 2022 wurde dieser in zwei Schritten auf 12 Euro angehoben – nicht nur wegen der Inflation, sondern auch wegen Tariferhöhungen.
Wie kann ich eine Gehaltserhöhung aufgrund der Inflation verhandeln?
Die Inflation betrifft alle, deshalb kann auch Dein Arbeitgeber Deinen Wunsch nach einer Gehaltserhöhung verstehen. Jedoch ist die Inflation kein Grund für mehr Gehalt. Denn auch Dein Arbeitgeber hat womöglich mit den Folgen der sinkenden Kaufkraft zu kämpfen. Nur die Inflation als Grund für eine Gehaltserhöhung zu nennen, wird Dir eher keinen Erfolg bei der Verhandlung einbringen.
Arbeitgeber sind aber gern bereit, Dir eine Lohnerhöhung zu gewähren, wenn sie von Deiner überdurchschnittlichen Leistung überzeugt sind. Sie wissen, dass es sich in Zukunft lohnen wird, weil Du ein unverzichtbarer Teil im Team bist.
Damit Du bei der Gehaltsverhandlung überzeugst, ist eines besonders wichtig:
Nenne bei Deiner Gehaltserhöhung gute Gründe – abseits der Inflation. Beispielsweise:
- Du übertriffst vereinbarte Ziele regelmäßig und in hohem Maß
- Du übernimmst zusätzliche Aufgaben
- Du erhältst viel positives Feedback von Vorgesetzen
- Du bringst Ideen ein, die dem Unternehmen Geld sparen und/oder den Gewinn steigern
- Du nimmst rege an Weiterbildungen teil oder hast sogar Zusatzqualifikationen erworben
- Dein Aufgabenbereich veränderte sich
- Du wurdest befördert
- Du arbeitest schon lange im Betrieb
- Du verfügst über eine lange Berufserfahrung
Arbeite möglichst viele solcher Argumente aus und dokumentiere sie mit belastbaren Fakten. Erst dann ist der richtige Zeitpunkt, Deinen Vorgesetzen um ein Gespräch zu bitten.
7 wichtige Tipps für Deine erfolgreiche Verhandlung einer Gehaltserhöhung wegen der Inflation:
- Bitte erst nach Bestehen der Probezeit und frühestens sechs Monate nach der Einstellung um eine Lohnerhöhung.
- Bleib realistisch: 3-7 % bei kleineren Karrieresprüngen und 10-15 % bei größeren Karrieresprüngen wie Beförderungen sind der Durchschnitt.
- Lege ein neues Mindestgehalt fest, das nicht unterschritten werden sollte.
- Sei selbst davon überzeugt, dass Du die Gehaltserhöhung verdient hast.
- Bereite Dich auf Einwände Deines Arbeitgebers vor und finde starke Argumente für die Gehaltserhöhung.
- Behalte die wirtschaftliche Situation des Unternehmens im Hinterkopf. Bei guter wirtschaftlicher Lage sind höhere Gehaltserhöhungen möglich.
- Bereite Dich gut auf die Verhandlung vor und übe die Argumente mit Deiner Familie oder Freunden.
Welche Alternativen zur Gehaltserhöhung gibt es, um die Inflation auszugleichen?
Es gibt viele Möglichkeiten, die Inflation neben der Gehaltserhöhung auszugleichen. In der jährlichen Steuererklärung kannst Du die Home-Office-Pauschale geltend machen: 6 Euro pro Tag und maximal 1260 Euro jährlich. Zur Ausstattung des Home Offices kann Dir Dein Arbeitgeber ein Smartphone, Tablet und Laptop überlassen. Die Geräte darfst Du (nach Absprache mit dem Unternehmen) auch privat nutzen.
Dazu kann Dir Dein Arbeitgeber einen Dienstwagen oder ein Firmenfahrrad zu Verfügung stellen, um Dich finanziell zu entlasten. Zusätzlich besteht die Möglichkeit, das 49-Euro-Ticket als Jobticket zu erhalten. Übernimmt das Unternehmen die Pauschalbesteuerung, kannst Du auch mit Jobticket die Wegpauschale in der Steuererklärung geltend machen und damit Deine Steuerlast senken.
Pro Monat kann Dein Arbeitgeber Dir einen Freibetrag von 50 Euro überweisen oder in Form einer Sachbezugskarte zu Verfügung stellen. Das ist auch in Form von Tankgutscheinen möglich. Pro Monat ist bis zu 15-Mal ein Zuschuss für Dein Mittagessen möglich – je 6,67 Euro. Auch Deine sportlichen Aktivitäten wie Deine Mitgliedschaft im Fitnessstudio können vom Arbeitgeber bezuschusst werden.
Bist Du für mehr als eine Woche im Urlaub? Diesen kann Dein Arbeitgeber mit einer einmal jährlichen Erholungsbeihilfe unterstützen. Die Freigrenze liegt bei 156 Euro für Dich, 104 Euro für Deinen Ehepartner und weitere 52 Euro pro Kind.
Gleichzeitig spart das Unternehmen Sozialabgaben. Sprich solche Leistungen deshalb auch an, wenn Du keine Gehaltsverhandlung führen möchtest oder die Lohnerhöhung abgelehnt wird.
Fazit: Gehaltserhöhung wegen der Inflation und Alternativen für mehr Gehalt
Die Inflation betrifft uns alle, dennoch gibt es keine gesetzliche Regelung für eine Gehaltserhöhung zum Ausgleich. Hast Du Deine Probezeit bestanden und in den letzten 12-24 Monaten keine Gehaltserhöhung bekommen, lohnt sich eine Verhandlung jetzt. Die Inflation lag im April 2023 bei über 7 %. Gleichzeitig liegt die durchschnittliche Lohnerhöhung pro Jahr bei 3-7 %. Das bedeutet, dass die Inflation Deine Gehaltserhöhung „auffrisst“. Sprich neben der Lohnerhöhung steuerfreie Zusatzleistungen bei der Verhandlung an. Mit dieser erhöhst Du Dein Gehalt mehr als mit einer Lohnerhöhung wegen Inflation und Dein Arbeitgeber spart dazu Sozialabgaben – Win-Win für euch beide.