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Gehaltsverhandlung Tipps – 5 Schritte zum Erfolg

  • Autor: Laura Lindemann
  • Aktualisiert: 08.08.2024
  • Lesedauer: 8 Minuten
Ein Mann im Anzug und eine Frau in einer Bluse sitzen im Büro am Schreibtisch und geben sich einig die Hand.

Fast jeder kennt es: Der Job macht im Grunde Spaß, aber das Gehalt passt einfach nicht ganz zu den Vorstellungen. Ob beim Jobwechsel, im Vorstellungsgespräch, nach Ablauf der Probezeit oder bei langjähriger Betriebszugehörigkeit – Gehaltsverhandlungen werden Dir im Berufsleben immer wieder begegnen.

Es kann eine Herausforderung sein, die richtigen Argumente für eine Gehaltserhöhung zu finden und diese selbstbewusst darzulegen. Doch keine Sorge, mit den richtigen Tipps und etwas Vorbereitung wirst Du Deinen Wert erfolgreich kommunizieren können! In diesem Artikel findest Du einen umfassenden Leitfaden für die Gehaltsverhandlung, der Dich Schritt für Schritt unterstützt.

1.     Vorbereitung ist alles

Vorbereitung ist alles! Eine erfolgreiche Gehaltsverhandlung beginnt weit vor dem eigentlichen Gespräch. Du musst Dir im Klaren darüber sein, warum Du eine Gehaltserhöhung verdienst und wie Du dies begründen kannst. Überlege Dir folgende Fragen:

  • Was sind meine größten Erfolge in der aktuellen Position?
  • Welche zusätzlichen Aufgaben oder Verantwortungen habe ich übernommen?
  • Wie habe ich zum Erfolg meines Teams oder Unternehmens beigetragen?

Mache Dir Notizen und bereite konkrete Beispiele vor, die Deine Argumente untermauern. Diese sollten unbedingt auf Deine Leistungen bezogen sein – Argumente wie die Inflation haben oft wenig Halt und funktionieren nur mit viel Geschick und Glück.

Zusätzlich solltest Du Dich gründlich über die üblichen Gehälter in Deiner Branche und Region informieren. Websites wie Glassdoor oder Kununu können Dir einen guten Überblick verschaffen. Vergleiche Deine aktuellen Aufgaben und Verantwortlichkeiten mit ähnlichen Positionen und notiere Dir die Ergebnisse. Diese Informationen helfen Dir, eine realistische und gut begründete Gehaltsvorstellung zu entwickeln – vor allem, wenn es darum geht, die Gehaltsvorstellung in einer Bewerbung zu formulieren.

2.     Wähle den richtigen Zeitpunkt

Timing ist ein wichtiger Faktor für eine erfolgreiche Gehaltsverhandlung. Vermeide es, direkt nach einem schlechten Quartal oder wenn Dein Vorgesetzter im Stress ist, nach einer Gehaltserhöhung zu fragen. Auch wenn Du erst kürzlich mit Deinem Chef über Geld gesprochen hast, solltest Du etwas Geduld haben und nicht zu schnell wieder nach einer Gehaltserhöhung fragen – mindestens ein Jahr sollte zwischen dem letzten Gespräch liegen.

Gute Zeitpunkte für eine Gehaltserhöhung sind zum Beispiel:

  • Nach einem erfolgreich abgeschlossenen Projekt
  • Im Rahmen eines Mitarbeitergesprächs
  • Nach einer positiven Leistungsbeurteilung

Sei wachsam und wähle einen Zeitpunkt, an dem Dein Vorgesetzter in einer guten Stimmung und offen für Gespräche ist. Verzichte auf ein Gespräch am Montagmorgen oder Freitagnachmittag – damit machst Du weder Dir, noch Deinem Vorgesetzten eine Freude.

3.     Sei selbstbewusst und mache den ersten Schritt

Selbstbewusstsein ist entscheidend. Deine Körpersprache spielt eine große Rolle dabei, wie Deine Argumente aufgenommen werden. Achte auf eine aufrechte Haltung, Augenkontakt und ein offenes Auftreten. Vermeide es, nervös mit den Händen zu spielen oder unsicher zu wirken. Ein selbstbewusstes Auftreten zeigt deinem Vorgesetzten, dass Du von deinem Wert überzeugt bist. Es kann hilfreich sein, die Gehaltsverhandlung und Deine Argumente vorher mit Freunden und Familie durchzugehen und zu üben.

Im Gespräch selbst solltest Du den ersten Schritt machen und eine Zahl nennen. Der Ankereffekt ist ein psychologisches Phänomen, bei dem die erste Zahl, die in einer Verhandlung genannt wird, als Bezugspunkt für den weiteren Verlauf der Diskussion dient. Wenn Du das Eröffnungsangebot machst, hast Du die Möglichkeit, diesen Anker zu setzen und damit die Verhandlung zu Deinem Vorteil zu beeinflussen.

Beispiel: Du verdienst derzeit 50.000 Euro und strebst eine Erhöhung auf 60.000 Euro an. Indem du 65.000 Euro als Eröffnungsangebot nennst, setzt Du den Anker höher und gibst Deinem Vorgesetzten die Möglichkeit, auf 60.000 Euro zu verhandeln, was immer noch Dein Wunschgehalt ist.

4.     Sei vorbereitet auf Gegenargumente

In den seltensten Fällen wird Dein Arbeitgeber direkt auf Deine Forderung eingehen. Rechne damit, dass Du das ein oder andere Gegenargument zu hören bekommst. Typische Argumente sind „Das Budget gibt momentan keine Gehaltserhöhung her“ oder vielleicht auch, dass Du noch nicht lange genug im Unternehmen bist. Überlege Dir am besten schon im Vorfeld, wie Du auf solche Argumente reagieren kannst.

Hinsichtlich der Budgetfrage ist es sinnvoll, vorher die genauen Zahlen zu recherchieren, beispielswiese hier. Eventuell kannst Du dieses Argument so entkräften.

Zeige Verständnis für die finanzielle Situation, wenn diese wirklich nicht gut aussieht. Frage stattdessen nach einer klaren Perspektive: „Könnten wir einen Zeitrahmen festlegen, in dem eine Gehaltserhöhung möglich wäre?“ oder „Was müsste sich ändern, damit eine Erhöhung möglich wird?“ Erkunde Dich optional nach alternativen Formen der Kompensation, beispielsweise Boni, zusätzliche Urlaubstage oder andere geldwerte Vorteile.

Geht es um Deine (kurze) Betriebszugehörigkeit, kannst Du Dich mit konkreten Beispielen Deiner Leistungen und Erfolge wehren: „Ich verstehe, dass meine Betriebszugehörigkeit noch nicht sehr lang ist, jedoch habe ich in dieser Zeit folgende Erfolge erzielt…“ Betone beispielsweise Deine schnelle Einarbeitung und den Mehrwert, den Du in kurzer Zeit gebracht hast.

5.     Verhandle weiter

Bleib offen für weitere Gespräche, wenn ihr in der ersten Gehaltsverhandlung zu keiner Einigung kommt. Bitte um eine schriftliche Bestätigung der besprochenen Punkte und setze Dir gemeinsam mit dem Vorgesetzten konkrete Ziele und Zeitrahmen für eine neue Gehaltsverhandlung. Bleibe hartnäckig und erinnere Deinen Chef regelmäßig an eure Vereinbarung.

Gehaltserhöhung: Wie viel Prozent mehr kann ich verlangen?

Die Höhe der Gehaltserhöhung ist von unterschiedlichen Einflüssen abhängig. Neben Position, Region, Qualifikation, Erfahrung und Leistungen, spielen auch andere äußere Faktoren eine Rolle.

  • Gehaltsverhandlung nach einem Jahr: 3 bis 5 Prozent
  • Mehr Verantwortung und neue Aufgaben: 5 bis 7 Prozent
  • Bei einer Beförderung: 10 bis 15 Prozent
  • Bei einem externen Jobwechsel: bis zu 20 Prozent

Gehaltsverhandlung Tipps: Diese Fehler solltest Du vermeiden

Gehaltsverhandlungen sind eine heikle Angelegenheit, bei der es wichtig ist, sich professionell und gut vorbereitet zu präsentieren. Hier sind einige No-Gos, die Du bin einer Gehaltsverhandlung unbedingt vermeiden solltest:

  • Unvorbereitet sein. Unvorbereitetsein zeigt mangelnde Professionalität und könnte den Eindruck erwecken, dass Du deinen Wert nicht wirklich kennst.
  • Ein Ultimatum stellen. Ultimaten wie „Entweder ich bekomme eine Gehaltserhöhung oder ich kündige“ setzen den Arbeitgeber unter Druck und lassen Dich aggressiv und unprofessionell wirken.
  • Unsachliche Argumente nennen. Argumente wie private Kosten oder Vergleiche mit den Kollegen können zwar stimmen, sind aber ein absolutes Tabu. Es sollte stets um Deine Leistung gehen.
  • Zu hoch pokern. Einer unserer Tipps ist zwar, hoch einzusteigen. Du solltest aber nicht übertreiben und zu hoch pokern. Unrealistische Vorstellungen lassen Dich unvorbereitet und arrogant wirken. Auch für die Zukunft solltest Du vermeiden, dass Dein Chef Dich für anmaßend und gierig hält.
  • Tiefstapeln. Zu hoch pokern ist keine gute Idee, Dich unter Wert zu verkaufen aber auch nicht! Setzt Du zu niedrig an, kann das schnell den Eindruck erwecken, dass Du selbst von Deinen Leistungen oder Deinem Anspruch nicht überzeugt bist.

Fazit: So ist Dein Gehaltsgespräch erfolgreich

Erfolgreiche Gehaltsverhandlungen sind kein Hexenwerk, wenn Du gut vorbereitet bist, das richtige Timing hast und Selbstbewusstsein mitbringst. Zunächst solltest Du Dich über die eigenen Leistungen und Marktgehälter informieren, um fundierte Argumente für eine Gehaltserhöhung zu haben. Der richtige Zeitpunkt ist entscheidend – günstige Momente sind nach erfolgreichen Projekten oder positiven Leistungsbeurteilungen.

Im Gespräch selbstbewusst aufzutreten ist das A und O. Mach den ersten Schritt und nenne eine Zahl – so setzt Du den Anker und bestimmst die Richtung der Verhandlung. Wenn Du auf Gegenargumente stößt, sei vorbereitet und zeige Verständnis, aber frag nach klaren Perspektiven oder anderen Vorteilen wie Boni oder zusätzlichen Urlaubstagen.

Falls Du nicht sofort das bekommst, was Du willst, bleib dran und vereinbare ein weiteres Gespräch. Vermeide es, unvorbereitet zu sein, Ultimaten zu stellen oder unsachliche Argumente zu bringen. Hoch pokern ist okay, aber übertreib nicht. Und verkaufe Dich auch nicht unter Wert! Mit diesen Tipps bist du bestens gerüstet für deine nächste Gehaltsverhandlung.

Häufige Fragen

Am besten bereitest Du Dich gründlich vor, indem Du Deine Erfolge und zusätzlichen Aufgaben dokumentierst und die üblichen Gehälter in Deiner Branche recherchierst. Achte auf den richtigen Zeitpunkt. Trete selbstbewusst auf und mache den ersten Schritt. Sei außerdem auf Gegenargumente vorbereitet und zeige Verständnis, frage aber nach klaren Perspektiven oder alternativen Kompensationen, falls eine sofortige Erhöhung nicht möglich ist.
Ein überzeugender Satz könnte sein: „In den letzten Monaten habe ich durch [konkretes Beispiel] wesentlich zum Erfolg unseres Teams beigetragen. Daher halte ich eine Gehaltsanpassung auf [gewünschte Summe] für angemessen und fair.“ Dieser Satz zeigt, dass du deine Leistung kennst und sie in einen konkreten Zusammenhang mit der Gehaltserhöhung bringst.
Es ist ratsam, etwas höher zu pokern, als du tatsächlich erreichen möchtest, um Verhandlungsspielraum zu schaffen. Zum Beispiel, wenn du 60.000 Euro anstrebst, nenne als Eröffnungsangebot 65.000 Euro. So setzt du den Anker höher und gibst deinem Vorgesetzten die Möglichkeit, sich auf dein eigentliches Wunschgehalt herunterzuhandeln. Aber: Übertreibe nicht!