Einfach mal ein paar Monate oder sogar ein ganzes Jahr nicht arbeiten müssen und trotzdem monatlich Gehalt bekommen. Für viele klingt das wie ein Traum. Doch ein Sabbatjahr macht es möglich. Viele nutzen die berufliche Auszeit für eine Weltreise, laden ihre Akkus wieder vollständig auf oder widmen sich mit ganzem Herzblut der Pflege eines Angehörigen.
Hinter dem Sabbatjahr steckt eine bezahlte Auszeit von der Arbeit – von mehreren Monaten bis zu einem ganzen Jahr. Ursprünglich kommt dieses Arbeitszeitmodell aus den USA. Es sollte Professoren ermöglichen, sich trotz der Arbeit an der Universität der Forschung widmen zu können. Schnell erkannte die freie Wirtschaft die vielen Vorteile des Sabbatjahres und so kam dieses Konzept nach Deutschland. Seit dem Eintritt der Generation Z gewinnen Sabbaticals an Beliebtheit, denn eines wird immer deutlicher: Arbeitnehmer achten zunehmend auf eine ausgeglichene Work-Life-Balance. In den nächsten Abschnitten erfährst Du mehr über die Besonderheiten der beruflichen Auszeit und was Du dabei beachten solltest.
Was ist ein Sabbatjahr?
Das Sabbatjahr ist eine mehrmonatige berufliche Auszeit, in der Du nicht arbeitest, aber wie gewohnt Gehalt bekommst. Wie lange diese Auszeit anhält, kannst Du in der Regel mit Deinem Arbeitgeber abstimmen.
Viele nennen das Sabbatjahr auch Sabbatical – hergeleitet vom Hebräischen „šabat“, was übersetzt „innehalten“ oder „mit etwas aufhören“ bedeutet. Dieser Begriff trifft es sehr gut. Du bekommst mit dem Sabbatical die Möglichkeit, mit der Arbeit aufzuhören, innezuhalten und dem zu folgen, was im stressigen Berufsalltag oft hinten runterfällt.
Einer Umfrage der Raja Group fand heraus, dass sich die meisten für eine Auszeit zwischen 3 und 6 Monaten entscheiden. Quelle: https://blog.viking.de/auszeit-studie/
Arbeitgeber schenken Dir nicht „einfach so“ ein Jahr frei inklusive Deinem gewohnten Gehalt. Es gibt 3 verschiedene Modelle, um das Sabbatjahr möglich zu machen:
- Langzeit- oder Lebensarbeitszeitkonto
Du sammelst auf einem virtuellen Konto Überstunden, die Du Dir weder auszahlen noch gegen freie Tage eintauschen lässt. Mit der Zeit ist dieses Konto prall gefüllt mit Stunden, die Du zusammenhängend in Form eines Sabbaticals abfeiern kannst. Beim Lebensarbeitszeitkonto sammelst Du zusätzlich zu den Überstunden übrige Urlaubstage, Weihnachts- und Urlaubsgeld sowie weitere Boni. Dadurch wird der Traum der beruflichen Auszeit schneller wahr. - Brückenteilzeit
Du arbeitest gewohnt in Vollzeit weiter, jedoch reduziert sich die Wochenarbeitszeit offiziell auf Teilzeit. Damit sammelst Du sehr schnell viele Überstunden an, die Du dann im Sabbatjahr abfeiern kannst. Eine Abwandlung davon ist, dass Du wie gewohnt arbeitest, Dir jedoch „nur“ 6/7 des Lohnes für 6 Jahre auszahlen lässt. Im 7. Jahr kannst Du Dein Sabbatjahr ohne jegliche finanziellen Einbußen genießen. - Unbezahlter oder Sonderurlaub
Dieses Modell ist kein richtiges Modell zum Sabbatical, weil Du unbezahlt länger freinimmst. Jedoch wollen wir dieses Modell der Vollständigkeit halber aufnehmen für den Fall, dass Dein Arbeitgeber den Antrag auf das Sabbatjahr ablehnt. Bei diesem Modell ist es wichtig, dass Du Dich selbstständig um alle Sozialversicherungen (Kranken-, Pflege-, Renten- und Arbeitslosenversicherung) kümmerst, um den Versicherungsschutz aufrecht zu erhalten. Bei dieser Methode kann dein Sabbatical unbegrenzt lange sein – auch mehrere Jahre. Sonderurlaub kannst Du Dir 1 Monat nehmen. Dein Arbeitgeber zahlt in dieser Zeit weiterhin Versicherungsbeiträge – jedoch keinen Lohn.
Wer kann ein Sabbatjahr machen?
Wenn Du im öffentlichen Dienst verbeamtet oder angestellt bist, haben wir gute Neuigkeiten: Du hast gesetzlich Anspruch auf das Sabbatjahr.
Arbeitest Du in der freien Wirtschaft, hast Du leider keinen gesetzlichen Anspruch. Jedoch stimmen immer mehr Unternehmen den Anträgen zu. Einen Versuch ist es also wert.
Welche Vor- und Nachteile hat ein Sabbatjahr?
Die Vorteile eines Sabbatjahres liegen für viele auf der Hand:
- 1 Jahr ganz den eigenen Bedürfnissen folgen, ohne berufliche Verpflichtungen im Hinterkopf zu haben
- Viel Zeit, die Welt zu bereisen und neue Kulturen kennenzulernen
- Möglichkeit, sich voll und ganz einem sozialen Engagement zu widmen
- Pflege eines Angehörigen ohne Doppelbelastung
- Persönliche und/oder berufliche Weiterentwicklung
- Akkus richtig aufladen und erholen
- Mehr Work-Life-Balance
- Sicherer Arbeitsplatz bleibt erhalten
Auch wenn all das wie ein Traum klingt: Beim Sabbatical ist nicht alles Gold, was glänzt. Es gibt auch Nachteile:
- Mögliche organisatorische oder strukturelle Änderungen, die Deine Rückkehr erschweren
- Kündigung während des Sabbaticals möglich
- Weniger Chancen auf eine Beförderung
- Verlust des Teamgefühls
- Niedrigerer Lohn (ggf. bereits lange vor dem Sabbatical)
All diese Vor- und Nachteile zeigen eines: Ein Sabbatjahr muss von Dir gründlich und vorausschauend geplant werden. Damit lassen sich viele der genannten Nachteile und deren Auswirkungen verringern. Über 60 % der Befragten geben an, sich nach der Auszeit glücklicher, energiegeladener und weniger gestresst zu fühlen. Quelle: https://blog.viking.de/auszeit-studie/
Wie funktioniert ein Sabbatjahr?
Bevor es in die berufliche Auszeit geht, müssen einige Vorbereitungen getroffen werden:
- Überlege, wie lange Dein Sabbatjahr dauern soll: 1 Jahr oder wenige Monate? Es gibt Unternehmen, die Dir bis zu 5 Jahre Sabbatical gewähren. Die meisten entscheiden sich allerdings für 3, 6 oder 12 Monate.
- Stelle den Antrag. In den meisten Fällen kannst Du ein Sabbatical nach mindestens 3 Jahren Betriebszugehörigkeit beantragen. Beachte, den Antrag frühzeitig zu stellen, da es einige Zeit dauert, Dein Langzeit- oder Lebensarbeitszeitkonto zu füllen und die anderen Vorbereitungen in die Wege zu leiten. Ein Antragsmuster findest Du hier.
- Dein Antrag wurde genehmigt? Herzlichen Glückwunsch. Achte jetzt darauf, dass in einem Vertrag alle Rahmenbedingungen und Vereinbarungen festgehalten werden. Das verhindert während Deiner Auszeit und Rückkehr böse Überraschungen.
Wie oft kann man ein Sabbatjahr eigentlich nehmen? Dazu gibt es keine gesetzliche Obergrenze. Theoretisch kannst Du regelmäßig eine berufliche Auszeit nehmen. Bedenke jedoch, dass Dein Arbeitgeber jeden Deiner Anträge genehmigen muss.
Bei vielen kommt auch die Frage auf: Kann man während eines Sabbatjahres arbeiten? Denn bei 12 Monaten Auszeit, könnte schon einmal Langeweile oder ein finanzieller Engpass aufkommen. Grundsätzlich spricht nichts dagegen, Deine Finanzen in einer Auszeit aufzubessern. Jedoch musst Du dabei die Interessen Deines Arbeitgebers berücksichtigen. Das bedeutet:
Steht in Deinem Arbeitsvertrag, dass Nebentätigkeiten angemeldet werden müssen, gilt das auch während Deines Sabbatjahres. Gleichzeitig darfst Du nicht in Unternehmen arbeiten, die unmittelbare Konkurrenz zu Deinem Arbeitgeber stehen. Soziales Engagement ist kein Problem.
Das war leider noch nicht alles, was Du bei Deinem Sabbatical beachten musst. Wir haben schon öfter die Sozialversicherungen angesprochen:
Sozialversicherungen während des Sabbaticals
Wenn du ein Teilzeitmodell wählst, zahlt Dein Arbeitgeber weiterhin die Beiträge zu den Sozialversicherungen (Kranken-, Pflege-, Renten- und Arbeitslosenversicherung). Da Dein Gehalt während der Vorbereitungszeit und des Sabbatjahres an sich geringer ausfallen, hat das Auswirkungen auf die späteren Leistungen der Rentenversicherung. Es lohnt sich, mit Deinem Berater der Rentenversicherung zu sprechen und eine gute Lösung zu finden, mit der Du später keine Renteneinbußen hast.
Bei Sonderurlaub oder unbezahltem Urlaub laufen die Versicherungen 1 Monat gewohnt weiter. Bei längerer unbezahlter Auszeit solltest Du Dich selbstständig um Deinen Versicherungsschutz kümmern – vor allem um Deine Kranken- und Pflegeversicherung.
Wie viel Geld bekommt man im Sabbatjahr?
Wie viel Gehalt Du während des Sabbaticals erhältst, hängt vom Modell ab:
- Bei den Modellen Langzeitkonto und Lebensarbeitszeitkonto bekommst Du sowohl in der Vorbereitungsphase als auch während der Auszeit Dein gewohntes Gehalt.
- Bei der Brückenteilzeit und Lohnkürzung erhältst Du vor und während des Sabbatjahres weniger Gehalt.
- Beim unbezahlten Urlaub wie beim Sonderurlaub fallen Gehaltszahlungen komplett weg.
Welche Option für Dich ideal ist, hängt von Deinen Fixkosten und Plänen für Dein Sabbatjahr ab. Rechne Dir bereits in den Vorbereitungen für das Sabbatical aus, wie hoch Dein monatliches Einkommen sein muss, damit Du Deine Auszeit wirklich genießen kannst.
Wie gestaltet sich die Rückkehr ins Berufsleben?
Nach Deiner Auszeit kannst Du wieder an Deinen gewohnten Arbeitsplatz zurückkehren. Jedoch kann in 3, 6 oder 12 Monaten viel passieren – innerhalb des Unternehmens als auch generell in der Branche, in der Du tätig bist. Deshalb bekommst Du in der Regel eine Wiedereingliederung. In dieser Zeit wirst Du wieder eingearbeitet und machst Dich mit eventuell neuen Strukturen und Abläufen vertraut.
Hast Du gekündigt bzw. wurdest Du während des Sabbaticals gekündigt, folgt nun eine Bewerbungsphase. Auszeiten ab 3 Monaten musst Du in Deinem tabellarischen Lebenslauf angeben.
Begründe Dein Sabbatjahr ehrlich und verbinde es mit Vorteilen für das neue Unternehmen:
- Persönliche und berufliche Weiterentwicklung
- Stressabbau und neue Motivation
- Neue Soft Skills und Perspektiven
Fazit – das Sabbatjahr zur Stressreduzierung
Die heutige Arbeitswelt ist für die meisten Arbeitnehmer mit viel Stress, vielen Überstunden und kaum Freizeit verbunden. In Hinblick auf eine ausgewogene Work-Life-Balance ist ein Sabbatjahr eine wunderbare Gelegenheit, Stress zu reduzieren. Während der 3-12 Monate beruflicher Auszeit kannst Du Deine Akkus aufladen, neue Perspektiven entwickeln oder Dich dem widmen, was sonst im Arbeitsalltag zu wenig Beachtung findet.
Bevor Du das Sabbatjahr antrittst, musst Du eine Menge Überstunden aufbauen. Teilweise reduziert sich Dein Gehalt vor und während des Sabbaticals. Kalkuliere bereits vor dem Antrag Deine Fixkosten, damit Du Deine berufliche Auszeit entspannt genießen kannst, ohne in finanzielle Notlagen zu geraten. Hast Du genügend auf der hohen Kante, kannst Du Dein Sabbatical mit unbezahltem Urlaub verwirklichen.
Lass den Anspruch los, bei Deiner Rückkehr am gleichen Punkt Deiner Karriere anzusetzen, an dem Du aufgehört hast. Oft braucht es eine Wiedereingliederung, um Dich wieder in die Strukturen einzufinden. Bewirbst Du Dich während Deiner mindestens 3-monatigen Auszeit musst Du das Sabbatical im Lebenslauf erwähnen. Verknüpfe es mit Vorteilen für den neuen Arbeitgeber.