„Welche Schwächen haben Sie?“ Die Frage nach den Schwächen ist in Vorstellungsgesprächen eine der beliebtesten. Deshalb solltest Du Dich gründlich auf sie vorbereiten. Beantwortest Du sie souverän, sammelst Du einige Pluspunkte.
Bevor wir Dir die typischen Schwächen nennen, ist eines wichtig: Die Frage zielt nicht darauf ab, Deine wunden Punkte herauszufinden. Vielmehr steckt dahinter eine Art Stressfrage, die auch darauf abzielt, den Grad Deiner Selbstreflexion herauszufinden. Sie dient auch dazu, einzuschätzen, wie stark Deine Bereitschaft zur Weiterentwicklung ausgeprägt ist.
Was sind typische Schwächen?
Viele setzen bei der Vorbereitung auf das Vorstellungsgespräch auf Schwächen, die als „ungefährlich“ gelten, also nahezu in jedem Vorstellungsgespräch genannt werden. Dazu zählen beispielsweise:
- Perfektionismus
- Ehrgeiz
- Nicht-Delegieren-Können
- Lücke im Lebenslauf
- Ungeduld
Diese typischen Schwächen solltest Du im Vorstellungsgespräch eher meiden. Arbeitgeber und Personaler hören sie täglich. Es hinterlässt einen eher oberflächlichen Eindruck. Dabei ist es wichtig, im Bewerbungsgespräch authentisch und sympathisch zu wirken. Das schaffst Du, indem Du individuelle Schwächen im Bewerbungsgespräch nennst – die Du auch wirklich hast.
Welche Schwächen sollte ich im Vorstellungsgespräch nicht nennen?
Neben den typischen Schwächen, die wir gerade aufgezeigt haben, gibt es klassische No-Gos.
Zu viel Humor:
- „Meine Schwäche? Ganz klar Gummibärchen.“
- „Sind Sie sicher, dass Sie so viel Zeit haben?“
- „Wo soll ich da nur anfangen…?“
Ein gewisser Grad an Humor ist wichtig und lockert die Atmosphäre auf. Es geht bei der Schwäche-Frage jedoch darum, Dich selbstreflektiert und professionell zu zeigen. Vermeide daher Humor an dieser Stelle und gib einen ehrlichen Eindruck in Deine Schwächen.
Sexistische Anspielungen:
- „Bei roten High Heels werde ich immer schwach.“
- „Ja, ich habe eine Schwäche: für schöne Frauen/Männer.“
Vorstellungsgespräche eignen sich generell nicht für Flirts oder sexistische Anspielungen. Vermeide sie im gesamten Gespräch und achte stets auf ein respektvolles Verhalten.
Stärken in Schwächen umwandeln:
- „Ich bin oft zu kollegial.“
- „Mir ist Fairness sehr wichtig, häufig sogar zu wichtig.“
Deine Stärken kannst Du an anderen Stellen im Vorstellungsgespräch nennen . Viele Arbeitgeber und Personaler fassen diese Antworten negativ auf. Es zeigt, dass Du eher wenig selbstreflektiert bist und keinen Blick hinter die Fassade gewährst. Zeige lieber, dass Du genau weißt, wer Du bist, was Du kannst und auch was Du nicht kannst. Das hinterlässt einen sehr sympathischen Eindruck.
Seelenstriptease:
„Ich bin launisch, kann nicht mit Zurückweisungen umgehen, hänge immer noch an meiner Ex, schaue am Wochenende gern ein bisschen tiefer ins Glas und bringe es nicht über mein Herz, meiner Mutter zu sagen, sie soll aufhören, meine Wäsche zu waschen – auch wenn ich schon über 35 bin.“
Deine Offenheit ist gut. Jedoch wirkt es besser, maximal 3 Schwächen zu nennen, die für den neuen Job relevant sind. Du möchtest schließlich einen positiven Eindruck hinterlassen und nicht als jemand gesehen werden, der privat vor großen Herausforderungen steht.
Runterspielen:
- „Schwächen? Habe ich nicht.“
- „Diese Schwäche muss erst noch erfunden werden.“
Jeder Mensch hat Schwächen, das wissen auch Arbeitgeber und Personaler. Es bringt Dir keine Pluspunkte, so zu tun, als hättest Du keine – im Gegenteil. Oft zeigt das Runterspielen von Schwächen, dass Du Fehler eher auf andere schiebst und wenig Ambition hast, Dich mit Dir selbst auseinanderzusetzen.
Neben diesen No-Gos gibt es Standardfloskeln, die in nahezu jedem Vorstellungsgespräch fallen. Auch diese Schwächen solltest Du meiden:
- „Ich bin ein Workaholic und arbeite gerne zu viel.“
- „Ich bin zu ehrgeizig.“
- „Meine Schwäche ist die Ungeduld.“
- „Ich bin unpünktlich.“
- „Ich bin sehr direkt, manchmal zu direkt.“
Auch wenn du ehrgeizig oder ungeduldig bist: Wähle lieber andere Schwächen, die mehr Aussagekraft haben und nicht so wirken, als hättest Du die Schwächen zufällig aus einem Ratgeber ausgewählt.
Vorsicht gilt auch bei Schwächen, die zur Haupttätigkeit Deiner neuen Stelle zählen. Also beispielsweise:
„Ich telefoniere nur ungern.“, wenn Du Dich im Callcenter oder im Kundenservice bewirbst.
„Obwohl ich schon viele Weiterbildungen besucht habe, fällt mir Excel sehr schwer.“, wenn Du Dich in der Buchhaltung bewirbst.
„Ich kann nur schwer delegieren und erledige am liebsten alles selbst.“, wenn Du eine Führungsposition anstrebst.
Welche Schwächen kommen im Vorstellungsgespräch gut an?
Neben den Negativbeispielen gibt es viele Schwächen, die im Bewerbungsgespräch einen sympathischen Eindruck hinterlassen. Beachte: Verwende nur Schwächen, die Du auch wirklich hast. Ehrlichkeit und Authentizität sind im Vorstellungsgespräch sehr wichtig.
Vorstellungsgespräch Schwächen – Beispiele, die Du für einen sympathischen Eindruck nennen kannst:
- Schlecht Namen merken können
- Schlechter Orientierungssinn
- Wenig Erfahrung mit einer Software (eine Software, die nur manchmal genutzt wird und nicht die Haupt-Software in Deinem neuen Job ist)
- Introvertiert
- Rauchen
- Schlecht Nein sagen können
- Eingerostete Fremdsprachenkenntnisse
- Schlecht Kopfrechnen können
- Nicht alle Social-Media-Plattformen aus dem Effeff beherrschen können
- Gerne viel auf einmal vornehmen – teilweise sogar zu viel
Bonus: Formuliere Deine Schwächen im Bewerbungsgespräch richtig
Personaler und Arbeitgeber möchten erkennen, dass Du selbstreflektiert und bereit bist, an Dir zu arbeiten. Bonuspunkte sammelst Du also, wenn Du Deine Schwächen mit einer Lösungsstrategie verknüpfst, wie beispielsweise:
„Ich bin eher introvertiert und halte mich in Meetings oft zurück, selbst wenn ich eigentlich eine gute Idee oder Ergänzung hätte. In meiner aktuellen Stelle habe ich mit einer Kollegin vereinbart, mich in jedem Meeting einmal zu Wort zu melden. Das klappt gut und seitdem fällt es mir schon leichter, mich aktiv einzubringen. Diese Strategie würde ich auch in Ihrem Unternehmen einsetzen.“
„Meine Englisch-Kenntnisse sind in den letzten Jahren ziemlich eingerostet und mir entgehen beim Zuhören häufiger wichtige Informationen. Seit vorletzter Woche höre ich auf dem Weg zur Arbeit englischsprachige Podcasts, um mein Englisch aufzubessern. Im letzten Meeting mit unseren Geschäftspartner:innen aus den USA konnte ich den Inhalten schon wesentlich besser folgen.“
„Mir ist es wichtig, meine Arbeitszeit sinnvoll zu nutzen. Oft halse ich mir dabei zu viel auf, sodass ich es selbst mit Überstunden nicht bewältigt bekomme. Und in manchen Fällen habe ich mich dabei verzettelt und Projekten nicht die Aufmerksamkeit schenken können, die sie verdient haben. Gerne bespreche ich die Projekte mit dem Projektmanagement, um einen realistischen Plan zu erarbeiten und jedem Projekt die nötige Aufmerksamkeit schenken zu können.“
Fazit – Welche Schwächen soll man beim Vorstellungsgespräch nennen?
Wir alle haben Schwächen. Dein neuer Arbeitgeber möchte Dich im Bewerbungsgespräch näher kennenlernen und fragt deshalb häufig nach Deinen Schwächen. Keine Panik vor dieser Frage. Beantworte sie ehrlich. Dadurch minderst Du auf keinen Fall Deine Chancen. Im Gegenteil: Gehst Du offen mit Deinen Schwächen im Vorstellungsgespräch um, machst Du einen sympathischen, selbstreflektierten Eindruck.
Meide typische Floskeln, umgehe einen Seelenstriptease und zeige Deinen Humor an anderer Stelle. Setze lieber auf 1-3 echte Schwächen und schildere, wie Du aktiv an ihnen arbeitest. Damit sind Dir zusätzliche Sympathiepunkte sicher.