Das Herzstück einer jeden aussagekräftigen Bewerbung ist das Anschreiben. Auf einer DIN A4 Seite hast Du die Möglichkeit, Interesse zu wecken und Deine persönliche Motivation und Eignung für die ausgeschriebene Stelle zu bekunden.
Bis vor wenigen Jahren entschied das Bewerbungsschreiben, ob Du als Bewerber zum Vorstellungsgespräch eingeladen wurdest oder eine Absage erhieltst. Heute lässt die Bedeutung nach. Einige Unternehmen fordern sogar eine Bewerbung ohne Anschreiben. Das liegt nicht nur daran, dass sie die Hürde für Bewerber so niedrig wie möglich halten möchten – eine Umfrage mit 500 Personalentscheidern ergab, dass fast die Hälfte (48 %) die Bewerbungsschreiben nicht besonders aussagekräftig finden.
Das zeigt: Wenn Du eine aussagekräftige, überzeugende Bewerbung abschicken möchtest, solltest Du besonderes Augenmerk auf das Anschreiben legen. In den nächsten Abschnitten erfährst Du wie.
Was gehört in ein gutes Anschreiben?
Den größten Fehler, den viele Bewerber machen, ist, das Bewerbungsanschreiben wie eine Zusammenfassung des tabellarischen Lebenslaufs zu gestalten.
Das stößt Unternehmen sauer auf: Fast die Hälfte der befragten Personalentscheider gaben an, dass sie Anschreiben in Bewerbungen nicht aussagekräftig finden. 39 % empfinden Bewerbungsschreiben sehr subjektiv und 23 % die Informationen darin als nicht verlässlich. (Quelle: Arbeitsmarktstudie, Robert Half)
Aus diesen Umfrageergebnissen lässt sich etwas Wichtiges ableiten: Ein gutes Anschreiben ist mehr als ein tabellarischer Lebenslauf im Fließtext-Format.
Das gehört in Dein perfektes Anschreiben:
- Persönliche Anrede eines Ansprechpartners
- Individueller Einstieg, der zum Weiterlesen einlädt
- Deine persönliche Motivation für Deine Bewerbung in diesem Unternehmen bzw. für diese Stelle
- Warum Du der ideale Kandidat für diese Stelle bist
- Die Verbindung der Anforderungen aus der Stellenanzeige und Deinen konkreten Skills und Deiner Motivation
Diese Inhalte sind sehr individuell. Erstelle deshalb für jede Bewerbung ein eigenes Anschreiben. Das erhöht Deine Chancen auf ein Vorstellungsgespräch stark.
Wie ist ein Anschreiben aufgebaut?
Du weißt nun, womit ein gutes Anschreiben gefüllt ist. Aber wie lang sollte ein Anschreiben sein? Da Arbeitgeber und Personaler immer weniger Zeit haben, um Bewerbungsunterlagen gründlich zu lesen, solltest Du Dich auf maximal 2 DIN A4 Seiten beschränken. Idealerweise ist Dein Bewerbungsschreiben „nur“ eine Seite lang. Das mag wenig klingen, doch mehr Platz benötigst Du mit guten Formulierungen nicht, um von Dir zu überzeugen.
Der Aufbau erfolgt nach einer empfehlenswerten, einheitlichen Struktur. Achte darauf, auf ein einheitliches Layout zu achten: Nutze für die gesamte Bewerbung eine Schriftart und Schriftgröße. (Für Überschriften und Zwischenüberschriften kannst Du natürlich größere Schriftgrößen verwenden.)
Muster für Dein perfektes Bewerbungsschreiben
- Briefkopf mit Deiner Adresse, der Adresse des Unternehmens, Ort, Datum und Betreff
- Persönliche Anrede
- Individuelle Einleitung
- Hauptteil mit Deinen Hard Skills und Soft Skills, beruflichen Erfolgen, zusätzlichen Qualifikationen und Motivation – in Verbindungen mit den Anforderungen aus der Stellenanzeige
- Schluss mit Deinem frühestmöglichen Starttermin, Gehaltsvorstellungen und der bekundeten Vorfreude auf das Vorstellungsgespräch
- Grußformel
- Unterschrift
Wie schreibt man ein Anschreiben für die Bewerbung? 12 überzeugende Formulierungen
Um mit Deinem Anschreiben positiv herauszustechen, solltest Du Standardfloskeln streichen. Standardfloskeln sind Sätze und Formulierungen, die Personaler in nahezu jeder Bewerbung lesen. Aufgrund des bewährten Musters lassen sie sich meist nicht vollständig vermeiden.
Hier sind 12 überzeugende Formulierungen als Beispiel für Dein Bewerbungsanschreiben:
Einleitung
Die meisten Anschreiben beginnen mit:
- „Hiermit bewerbe ich mich als XY.“
- „In der Jobbörse XY wurde ich auf Ihr Unternehmen aufmerksam.“
- „Auf der Suche nach einer neuen beruflichen Herausforderung stieß ich auf Ihre Stellenanzeige.“
Die Einleitung ist der wichtigste Abschnitt im Bewerbungsschreiben. Wenn sie Interesse schürt, lesen Personaler Dein gesamtes Anschreiben. Und das sollte das Ziel sein. Formuliere sie deshalb individuell und knüpfe sie an Deine Motivation oder wichtigsten Erfolge:
- Beginne mit Deiner größten beruflichen Errungenschaft, die für die neue Stelle relevant ist: „Dank einer KI-gesteuerten Softwarelösung für personalisierte Empfehlungen stieg der durchschnittliche Bestellwert um mehr als 60 %. An der Entwicklung dieser Softwarelösung war ich als Teamleiterin maßgeblich beteiligt. Mit meinen fortgeschrittenen Kenntnissen mit Python unterstütze ich Ihr Unternehmen gern auf dem Weg zum Marktführer.“
- Ein guter Freund oder ein Familienmitglied machte Dich auf die offene Stelle aufmerksam? Ein sogenannte Referral-Einleitung sorgt für Pluspunkte: „Ihre Geschäftspartnerin Frau Linda Meier machte mich auf die Position des Key Account Managers in Ihrem Unternehmen aufmerksam und betonte, dass meine kundenzentrierte Denkweise perfekt mit Ihrer Unternehmensphilosophie harmoniert. Gerne trage ich einen Teil dazu bei, Ihren Kunden das bestmögliche Erlebnis zu bereiten.“
- Zeige auf, dass der Job nicht nur ein Job, sondern Deine Berufung ist: „Management-Reporting ist für mich nicht nur ein Job, sondern eine fesselnde Welt der Zahlen, der Analyse und der strategischen Entscheidungsfindung. Deshalb freue ich mich, mit meinem leidenschaftlichen Händchen für die Aufbereitung und Analyse von Finanzdaten Ihr Cash-Management zu optimieren.“
- Bekunde Deine Motivation: „Sie sind auf der Suche nach einer teamfähigen Leitung für die Verwaltung? Nach sieben Jahren Erfahrung als Verwaltungsfachangestellter plane ich den nächsten Karriereschritt und bin mir sicher, dass Ihr Unternehmen das richtige dafür ist.“
- Stelle einen persönlichen Bezug her: „Wir kennen uns eigentlich schon seit 2010, als ich das erste Mal in Ihrem Online-Shop bestellte. Es freut mich, bald mein Marketing Know-how in Ihrem Unternehmen einzusetzen, damit noch viele weitere Tierliebhaber Ihre Fellnasen mit hochwertigem Futter verwöhnen können.“
- Zeige Dein Selbstbewusstsein: „Ich möchte nicht lange um den heißen Brei herumreden. 3 Gründe, warum ich in 4 Monaten nicht mehr aus Ihrem Unternehmen wegzudenken sein werde: (Liste hier 3 Deiner wichtigsten Hard Skills & Soft Skills auf.)“
Hauptteil
Nachdem Du in Deiner Einleitung bereits Deine Motivation und den wichtigsten beruflichen Erfolg genannt hast, geht es über in den Hauptteil. Darin unterstreichst Du Deine Eignung für die Stelle. Achte also darauf, auf die Stellenanzeige einzugehen und die Anforderungen mit Deinen Skills und Erfahrungen zu verknüpfen.
Vermeide lange Aufzählungen. Im Lebenslauf sehen Personaler Deinen Werdegang im Detail. Nenne Aspekte, die im Lebenslauf keinen oder nur wenig Platz einnehmen.
- „Mit mir erhalten Sie nicht nur jemanden, der viele Aufgabenbälle gleichzeitig jonglieren kann. Meine Organisationsfähigkeit und Zeitmanagement garantieren Ihnen fristgerechte Abgaben vor der Deadline.“
- „Dank meiner verschiedenen Weiterbildungen im Controlling bin ich mit vielen Programmen wie XY, XY und XY vertraut und kann sicher damit umgehen.“
- „Dank meines ausgeprägten Kommunikationsgeschicks gelingt es mir, Konflikte im Keim zu lösen und schnell eine harmonische Teamatmosphäre zu kreieren – auch im stressigen Vorweihnachtsgeschäft.“
Schluss
Viele beenden das Anschreiben einer Bewerbung mit einem „Ich würde mich sehr freuen, bald von Ihnen zu hören und zum Vorstellungsgespräch eingeladen zu werden“.
Dieser Satz im Konjunktiv wirkt auf viele Arbeitgeber unsicher. Schreibe lieber:
„Ich freue mich sehr über eine Einladung zum persönlichen Gespräch.“
In der Stellenanzeige wird Deine Gehaltsvorstellung gewünscht? Schreibe anstelle einer fixen Vorstellung eine Gehaltsspanne:
„Aufgrund meiner hohen Qualifikation und langjährigen Erfahrung rechne ich mit einem Brutto-Jahresgehalt zwischen XY und XY.“
Oder falls Du noch wenig Berufserfahrung hast:
„Meine Gehaltsvorstellung liegt zwischen XY und XY Euro brutto im Jahr.“
Als Grußformel haben sich „Mit besten Grüßen“ oder „Mit freundlichen Grüßen“ bewährt.
Danach folgt Deine Unterschrift und schon ist Dein Bewerbungsschreiben fertig.
Überprüfe vor dem Absenden, ob sich einer dieser Fehler eingeschlichen hat:
Welche Fehler sollte ich im Anschreiben vermeiden?
- Rechtschreib- und Grammatikfehler: Lies oder Deine Bewerbung Korrektur – oder bitte jemanden, das für Dich zu tun. Flüchtigkeitsfehler schmälern Deinen positiven Eindruck.
- Unseriöse E-Mail: Wenn Du Deine Bewerbung online versendest, solltest Du auf eine seriöse E-Mail-Adresse achten. Idealerweise besteht sie aus Deinem Vor- und Nachnamen.
- Unvollständiger Absender: Gib Deine vollständige Adresse an.
- Falsches Datum: Überprüfe insbesondere Zahlen lieber doppelt vor dem Ausdrucken und Absenden Deiner Bewerbungsunterlagen.
- Unpersönliche oder keine Anrede: „Sehr geehrte Damen und Herren“ solltest Du nur im Ausnahmefall verwenden. Wenn kein konkreter Ansprechpartner in der Stellenanzeige genannt wird, frage telefonisch nach einem Ansprechpartner.
- Fehlende Individualität: Es mag viel Arbeit sein, doch passe jedes Bewerbungsschreiben individuell an das Unternehmen an. Das erhöht Deine Chancen auf ein Vorstellungsgespräch.
- Schlechtes Layout: Verwende gut lesbare Schriften wie Arial, Calibri oder Verdana in der Schriftgröße 11 oder 12. Der Zeilenabstand sollte nicht zu eng oder zu weit sein. 1 bis 1,5 sind ideal.
- Konjunktive: Vermeide Sätze mit „würde gerne“. Schreibe aktiv und selbstbewusst.
- Fehlende Nachweise Deiner Skills: Nenne im Anschreiben keine Fähigkeiten oder Eigenschaften, die Du nicht wirklich hast. Untermauere Deine Fähigkeiten immer mit Beispielen. Ehrlichkeit ist das Wichtigste in Deiner Bewerbung.
- Ich-Perspektive: Schlage immer wieder den Bogen von Deinen Skills zum Mehrwert für das Unternehmen.
- Vergessene Unterschrift: Deine Unterschrift darf im Anschreiben nicht fehlen.
Fazit: Dein perfektes Bewerbungsanschreiben eröffnet viele Karrierechancen
Ein überzeugendes und individuelles Anschreiben macht einen großen Unterschied bei Deiner Bewerbung. Viele Bewerber vernachlässigen das Anschreiben und konzentrieren nur auf den Lebenslauf. Doch gerade durch ein gut geschriebenes Anschreiben kannst Du Dich von anderen Bewerbern abheben und einen positiven Eindruck hinterlassen.
Vermeide es, ein generisches Anschreiben zu verfassen, das für jede Bewerbung verwendet werden kann. Stattdessen lohnt es sich, individuell auf das Unternehmen und die Position einzugehen. Zeige Personalern, dass Du Dich mit dem Unternehmen und der Stellenanzeige beschäftigt hast. Zeige auf, dass Du der ideale Kandidat bist und welchen Mehrwert Du dem Unternehmen erbringst. Die Zeit und Mühe, die Du in ein durchdachtes Anschreiben investierst, zahlen sich aus.